Graureiher

(Ardea cinerea)
Lebensraumansprüche

Graureiher brüten in Kolonien auf hohen Laub- oder Nadelbäumen. Die Nester bestehen aus kräftigen Ästen und Zweigen und werden mit feinem Material ausgepolstert. Graureiher leben meist an Seichtgewässern sowie Ufern von Seen und Bächen, wo sie Fische, Amphibien, Reptilien und große Insekten aufnehmen. Zudem findet man sie bei der Nahrungssuche nach Mäusen und Maulwürfen auf Wiesen und locker bewachsenen Äckern. Graureiher bilden Teilzieher-Populationen, aus diesem Grund können die Bestände im Winter relativ gering sein.


Verbreitung im Kreis Gütersloh

Im Kreis Gütersloh sind aktuell eine größere und zwei kleinere Kolonien bekannt, die sich alle im direkten Umfeld der Ems befinden. Im Raum Harsewinkel wurde bereits 1984 ein Naturschutzgebiet zur Sicherung der Graureiherkolonie eingerichtet. Die in einem Mischwald am Rande der Ems brütenden Graureiher sind dort seit vielen Jahrzehnten heimisch. Im Jahr 2006 wurden 40 Brutpaare gezählt, aber es ist von jährlich schwankenden Brutpaarzahlen auszugehen. Im Zeitraum nach 2005 wurden noch eine Kolonie mit etwa 12 Paaren in einem Waldbestand an einer Bundesstraße bei Rheda-Wiedenbrück und eine Ansiedlung in einem Fichtenbestand am Steinhorster Becken in Rietberg bekannt. Nur sehr schwer zu entdecken sind Einzelbruten des Graureihers, die gelegentlich vorkommen. So brütete ein Paar im Jahr 2004 in einem Waldstück am NSG Versmolder Bruch in einer Kiefer. Es ist durchaus möglich, dass es im Kreis Gütersloh noch einzelne kleine Kolonien gibt, die aufgrund der Heimlichkeit der Vögel bislang noch nicht bekannt geworden sind.

Hilfsmaßnahmen

Die Schaffung und Renaturierung von Fließ- und Standgewässern mit seichten, unbewachsenen Uferabschnitten ist für den Graureiher von großer Bedeutung. Optimal sind Gewässer in der Nähe von größeren Laub- oder Nadelgehölzen, da die Vögel hier Plätze für ihre Brutkolonien finden können. Entscheidend ist dabei, dass der Bereich weitestgehend frei von Störungen durch Freizeitaktivitäten wie Angeln und Baden ist. Gibt es eine ausreichende Zahl solcher Lebensräume, müssen die Graureiher nicht mehr auf gewerbliche Fischteiche ausweichen.


Fördermaßnahmen für Feldvögel im Kreis Gütersloh:

Öko-Regelungen / ECO-Schemes

  • freiwilliges Aufstocken der nichtproduktiven Fläche aus der Konditionalität
  • Extensivierung des gesamten Dauergrünlands vom Betrieb
  • Extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mind. 4 regionalen Kennarten
  • Bewirtschaftung von Acker- und Dauerkulturflächen ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel

Vertragsnaturschutz 

  • naturschutzgerechte Bewirtschaftung von Grünland

Agrarumweltmaßnahmen

  • Anlage von Uferrandstreifen

Gefährdung und Gefährdungsursachen

In Graureiherpopulationen kommen die Größten Bestandsrückgänge durch die Verfolgung und Jagd auf die Vögel zustande. Aufgrund neuer Schutzgesetze in vielen Ländern erholen sich die Bestände Europas langsam. Diskussionen über die legale Verfolgung von Graureihern werden jedoch regelmäßig vor allem von gewerblichen Fischereibetrieben geführt, die sie für Fischverluste verantwortlich machen. Da die Vögel für die Jagd aber auf Seichtgewässer angewiesen sind, können sie an künstlichen Fischteichen nur zu Niedrigwasserzeiten im Sommer jagen und sind aus diesem Grund nicht für den Verlust einer bedeutenden Anzahl von Fischen verantwortlich. Zudem weichen Graureiher nur auf künstliche Teiche aus, weil sie bei der Jagd an natürlichen Gewässern durch Freizeit- und Erholungsaktivitäten des Menschen erheblich gestört werden. Außerdem sind viele natürliche Gewässer stark baulich verändert und der Fischbestand leidet unter schlechten Wasserwerten, sodass Graureiher entweder durch zu steile bzw. durch stark bewachsene Ufer keine Nahrung aufnehmen können – oder es kaum Nahrung in den Gewässern gibt.