Eisvogel

(Alcedo atthis)
Lebensraumansprüche

Der „fliegende Edelstein“, wie der Eisvogel auch volkstümlich aufgrund seines farbenprächtigen Gefieders genannt wird, kommt bei uns an Flüssen und Bächen sowie stehenden Gewässern vor. Als Nahrungsspezialist, der fast ausschließlich kleine, lebende Fische fängt, ist er auf entsprechend saubere und fischreiche Gewässer angewiesen. Die Jagd wird von einem Ansitz aus durchgeführt, d.h. es müssen entsprechende Strukturen, wie überhängende Äste von Uferbäumen oder im Wasser liegende Totholzäste vorhanden sein. Der Eisvogel brütet in Erdhöhlen, die er selbst in Uferböschungen gräbt, die als Abbruchkanten an unregulierten Fließgewässern entstehen. Als alternative Brutplätze kommen auch Wurzelteller von umgestürzten Bäumen in Frage. Diese Brutplätze befinden sich oft im Umfeld der Gewässer in Bruchwäldern (Pappelforsten und Erlenbrüche). Unter günstigen Bedingungen kann ein Eisvogelpaar bis zu drei Bruten im Jahr aufziehen. Ein Großteil der Population bleibt im Winter in den Brutgebieten. Bei längeren Frostperioden ist die Sterblichkeit daher sehr groß.

Verbreitung im Kreis Gütersloh

Der Eisvogel kommt im ganzen Kreis Gütersloh vor. Entscheidend ist das Vorhandensein von naturnahen Fließgewässern oder Teichanlagen. In den letzten Jahren sind Nachweise u.a. an der Hessel bei Versmold, am Wapelbach bei Kaunitz, an der Dalke bei Avenwedde, im Furlbachtal und an der Ems bei Rietberg erbracht worden. Fischteichgebiete wie die „Rietberger Fischteiche“ stellen einen idealen Lebensraum für den Eisvogel dar. Die Häufung der Nachweise im Nordteil (s. Karte) beruht auf einer intensiveren Erfassung. In der Saison nach dem frostreichen Winter 2008/2009 war ein starker Einbruch des Eisvogelbestandes zu verzeichnen. Etwa 80 bis 90% der bekannten Reviere blieben unbesetzt. Mittlerweile hat sich der Bestand wieder etwas erholt.

Hilfsmaßnahmen

Durch die Bemühungen im Bereich des Gewässerschutzes (Kläranlagen, Uferrandstreifen) hat sich die Wasserqualität vieler Fließgewässer wieder verbessert. Es sind aber weitere Renaturierungs­maßnahmen notwendig, damit sich die Zahl der geeigneten Lebensräume langfristig erhöht. Über die Deregulierung von Bächen und Flüssen kann die Zahl der natürlichen Brutplätze erhöht werden. Daneben sind aber auch direkte Schutzbemühungen sinnvoll. Dazu gehört z.B. der Schutz der Brutplätze durch Abzäunung des Höhlenbereiches an Uferböschungen oder die Anlage künstlicher Eisvogelbrutwände. Im Bereich der Forstwirtschaft sollten in Bruchwäldern umgestürzte Bäume bzw. zumindest die Wurzelteller nicht entfernt werden, wenn es sich um Gebiete mit Vorkommen des Eisvogels handelt. Durch Aufklärungsarbeit sollte bei den Besitzern von Fischzuchtbetrieben und Fischteichanlagen auf die Gefährdung des Eisvogels aufmerksam gemacht werden.

Die Biologische Station hat von 2012 bis 2016 ein Schutzprojekt für den Eisvogel im Altkreis Wiedenbrück durchgeführt. Dabei wurden regelmäßig Erfassungen durchgeführt und der Lebensraum durch die Schaffung neuer Brutplätze verbessert.

Gefährdung und Gefährdungsursachen

Der Eisvogel wird aufgrund seiner Bestandserholung während der letzten Jahre aktuell (Rote Liste NRW 2008) nicht mehr als gefährdete Art eingestuft. In der Bundesartenschutzverordnung wird er als „streng geschützt“ geführt und er steht in Anh. I der Vogelschutz-Richtlinie.
Insgesamt weist der Eisvogelbestand jedoch starke Schwankungen auf. In „Kältewintern“ mit länger andauernder Vereisung der Gewässer sterben viele Vögel, die im Winter hier geblieben sind. Der Restbestand kann aber durch eine hohe Fortpflanzungsrate innerhalb weniger Jahre die nicht besetzten Reviere wieder auffüllen. Gefährdet ist der Eisvogel vielmehr durch den Verlust geeigneter Lebensräume. Durch den Ausbau und die Verschmutzung der Fließgewässer hatten sich die Bedingungen vielerorts verschlechtert und die Zahl der geeigneten Brut- und Nahrungsgebiete abgenommen. Als Fischfresser wurde der Eisvogel zudem früher direkt vom Menschen verfolgt und an Fischteichanlagen getötet oder vergrämt.