Fransen-Enzian

(Gentianella ciliata)
Lebensraumansprüche

Der dunkelblau blühende Fransen-Enzian hat seinen Namen vom fransigen Saum seiner Blütenblätter erhalten. Er besiedelt nährstoffarme, trockene und basenreiche Grünlandstandorte. Diese sogenannten Kalk-Halbtrockenrasen wurden traditionell meistens als Schaf- und Ziegenweiden genutzt. Da die Schafe den Fransen-Enzian wegen seiner Bitterstoffe nicht verbeißen, wurde sein Bestand auf diesen beweideten Standorten besonders gefördert. Als einjährige Art, die sich über Samen fortpflanzen muß, ist der Enzian auf offene Bodenstellen angewiesen, so wie sie durch den Tritt der Schafe und Ziegen zuhauf entstehen.

Verbreitung im Kreis Gütersloh

Da der Fransen-Enzian basenreiche Standorte besiedelt, sind seine Vorkommen im Kreis Gütersloh auf den Bereich der beiden Kalkzüge des Teutoburger Waldes beschränkt. Hier findet sich die Art heute vor allem in aufgelassenen Kalk-Steinbrüchen, an sonnig-warmen Gebüschrändern bzw. auf den noch bestehenden Halbtrockenrasen-Resten. Aufgrund des weitgehenden Verlustes der ehemals großflächigen Magerrasen sind aktuell nur noch wenige Standorte des Fransen-Enzians vorhanden, und zwar auf der Werther Egge und in Isingdorf auf dem nördlich verlaufenden Muschelkalkzug sowie im NSG "Jakobsberg", am Hellberg, am Storkenberg und im NSG "Steinbruch Schneiker" auf dem südlich gelegenen Plänerkalkzug.

Hilfsmaßnahmen

Es ist unbedingt der Erhalt der noch bestehenden Kalk-Halbtrockenrasen anzustreben. Dazu gehören eine entsprechende Nutzung der Standorte, entweder durch eine einschürige (bei stark wüchsigen oder verbrachten Flächen u.U. auch zweischürige) Mahd, die abschnittsweise auf den Flächen durchgeführt wird (mit Rücksicht auf die Samenreife der besonders zu schützenden Arten) oder besser durch eine standortgerechte Beweidung mit Schafen und Ziegen in Hütehaltung oder kurzzeitiger Kopplung. Bereits verbuschte Flächen sollten, wo dies möglich ist, vom Gehölzaufwuchs befreit und anschließend wieder in eine der genannten extensiven Nutzungen gebracht werden.

Gefährdung und Gefährdungsursachen

Der Fransen-Enzian ist in der Roten Liste NRW sowohl landesweit als auch für das Weserbergland als "gefährdet" eingestuft. Für den Kreis Gütersloh ist diese attraktive Magerrasen-Art aufgrund der geringen Zahl und Zerstreutheit der Fundorte bereits als stark gefährdet anzusehen. Resultierend aus den oben genannten Lebensraumansprüchen liegt im Verlust von Standorten durch Aufgabe der traditionellen Bewirtschaftung und damit Verbuschung und Wiederbewaldung das größte Gefährdungspotential. Aber auch eine Intensivierung der Nutzung, z.B. durch Aufdüngung der Standorte, führt zum Verschwinden dieser Art, die nur in niedrigwüchsiger und lückiger Vegetation eine Entwicklungschance hat. Hinzu kommt die Verfüllung bzw. Rekultivierung von Kalksteinbrüchen. Ein Massenvorkommen mit über 5000 Exemplaren am Großen Berg in Künsebeck wurde durch die Anlage der Mülldeponie vernichtet.