Gehöfte inkl. Gärten und Obstwiesen

Charakterisierung

Die in der Landschaft eingebettet liegenden Gehöfte bilden mit ihrem oft noch vorhandenen Strukturreichtum an Obstwiesen, alten Natursteinmauern, Bauerngärten und Kleingewässern vielen Pflanzen und Tierarten einen Lebensraum.

Obstwiesen stellen seit Jahrhunderten wichtige Bestandteile unserer Kulturlandschaft dar und tragen vor allem zur Obstblüte im Frühjahr entscheidend zur Schönheit des Landschaftsbildes bei. Vor allem in Hof- und Siedlungsnähe wurden hochstämmige Obstbäume zur Eigenversorgung gepflanzt. Neben ihrer Bedeutung als Lieferanten alter Obstsorten erfüllen die Bäume einen wichtigen Beitrag zum Wind- und Erosionsschutz sowie zur Biotopvernetzung. Die ökologische Bedeutung der Streuobstwiesen resultiert vor allem aber daraus, dass sie aufgrund ihrer Strukturvielfalt einer ausgesprochen artenreichen Tierwelt Lebensraum bieten. So können in Obstwiesen bis zu 3000 verschiedene Tierarten nachgewiesen werden.

Typische Floren-Vertreter

Bruchsteinmauern stellen für einige Pflanzenarten, die ihren ursprünglichen Lebensraum an natürlichen Felsen haben, einen vom Menschen geschaffenen zweiten Lebensraum dar, durch den sie sich über weite Landschaftsbereiche ausbreiten konnten. Hierzu gehören die Mauerfarne wie Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis) oder auch das Zymbelkraut (Cymbalaria muralis).

Auch die Hauswände etlicher Gehöfte werden von einem dichten Pflanzenbewuchs geschmückt. Hier ist es meist der immergrüne Efeu (Hedera helix), der im Winter einen zusätzlichen Schutz gegen Regen und Wind bietet.

Hinzu kommen einige Ruderalpflanzen wie die rosa blühende Wilde Malve (Malva sylvestris) oder die gelb blühenden Arten Schöllkraut (Chelidonium majus) und Rainfarn (Tanacetum vulgare).

Typische Faunen-Vertreter

Insbesondere Dachgestühle, die eine Zugangsmöglichkeit nach außen bieten, werden gerne von Arten wie dem Siebenschläfer (Glis glis), Fledermäusen oder der Schleiereule (Tyto alba) angenommen.

Rauchschwalben nisten im Innern von Gebäuden und sind daher auf für sie zugängliche Stallgebäude und Deelen von Bauernhöfen angewiesen. Infolge der Industrialierung der Landwirtschaft haben sie in den letzten Jahrzehnten aber immer größere Mühe, geeignete Nistmöglichkeiten zu finden.

Von besonderer Bedeutung ist der Höhlenreichtum älterer Obstwiesen, auf den etliche Vogelarten zum Brüten angewiesen sind. Hierzu gehören z.B. der Feldsperling (Passer montanus), der Grünspecht (Picus viridis) oder der Steinkauz (Athene noctua). Aber auch Fledermäuse nehmen diese Höhlen gerne als Schlaf- und Brutstätte an. Desweiteren sind die blühenden Obstbäume wichtige Nahrungsgrundlagen für Insekten, wie z.B. Bienen.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Vor allem nach Haussanierungen fallen häufig Zugangsmöglichkeiten für Vögel oder andere Tierarten zu Dachböden fort. Viele Hausbesitzer wollen allerdings auch keine tierischen Mitbewohner auf dem Dachboden dulden, u.a. aus Lärmgründen oder weil diese Dreck hinterlassen können. Rauchschwalben, noch vor einiger Zeit typische Bewohner von Höfen, finden sich in modernen Stallanlagen kaum noch, da sie hier aus hygienischen Gründen nicht geduldet werden oder aber neuere Ställe keine Einflugmöglichkeit mehr bieten. Ist eine Einflugmöglichkeit in moderne Ställe nicht gegeben, sollte nachgedacht werden, ob nicht andere Gebäude, wie alte Scheunen, den Rauchschwalben mittels kleiner Einflugschneisen als Brutplatz angeboten werden können.

Seit ca. 30 Jahren, nicht zuletzt einhergehend mit der Zunahme von umfangreicheren Versorgungsmöglichkeiten in Supermärkten, hat die Bedeutung von Obstwiesen zur Eigenversorgung stark abgenommen. Seither wurden etliche Obstwiesen gerodet. Zum großflächigen Verschwinden der Obstwiesen, auch in unserer Region, trug allerdings auch gerade ihre früher so wichtige Nähe zu Siedlungen mit bei. Denn durch ihre Ortsrandlage standen Obstwiesen Erweiterungen von Siedlungen oder der Ausweisung von Industriegebieten im Wege. Auch durch den Ausbau der Verkehrswege verschwanden viele Obstwiesen.

Um die noch verbliebenen Obstwiesen zu erhalten, ist deren Schutz, deren fachgerechte Pflege sowie ebenfalls die Neuanpflanzung von hochstämmigen Bäumen mit einer Gewähr für ihre weitere Pflege wichtig. Denn viele der noch übriggebliebenen Bäume sind gefährdet, da etliche von ihnen überaltert oder aufgrund mangelnder Pflege in einem schlechten Zustand sind. Wünschenswert ist der Erhalt von Kleinstrukturen wie von Bruchsteinmauern. Häufig werden diese durch Betonmauern ersetzt, an denen Mauerpflanzen nicht siedeln können. Hier ist ein Erhalt bestehender Mauern sowie ein behutsames Ausbessern derselbigen, indem z.B. Kalkmörtel anstatt Zementmörtel verwendet wird, notwendig.