Quellbäche und Quelltäler

Charakterisierung

Für das Ravensberger Hügelland sind seine Quellbäche sowie Quelltäler bestimmende Landschaftselemente. Die Quellen stellen Sickerquellen dar und haben sich im Laufe der Jahrhunderte tief in die Landschaft eingegraben, wodurch das heutige Landschaftsbild mit seinen Hügeln und Bachtälern entstanden ist.

Der Teutoburger Wald gilt aufgrund seiner Höhenlage als „Regenfänger“, d.h. aus der Münsterschen Bucht heranziehende Wolkenmassen werden hier zum Aufsteigen gezwungen und regnen in Folge ab. Ein Teil dieses Niederschlagswassers versickert im Boden, wobei insbesondere der im Südzug befindliche Plänerkalkuntergrund durch sein klüftiges Gestein das Wasser schnell nach unten abfließen läßt. Teils stößt dieses abfließende Wasser auf wasserundurchlässige Schichten, die es wieder zum Austritt zwingen und für das Entstehen von Quellen als Beginn der Bäche verantwortlich sind (siehe Text zu Bächen).

Erwähnenswert ist weiterhin, dass der Teutoburger Wald mit seinem Hauptkamm eine sogenannte Wasserscheide bildet, die zur klaren Trennung von südlich bzw. nördlich hiervon entspringenden Bächen führt. Die südlich der Wasserscheide entspringenden Bäche münden in die Ems bzw. in die Lippe, während die nördlich entspringenden Bäche letztendlich in die Weser einfließen.

Typische Floren-Vertreter

Quellbäche weisen auf ihren schmalen Talsohlen, vor allem entlang der Ufer, charakteristische und teils blütenreiche Pflanzenbestände auf. So bieten nicht nur die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), sondern auch die beiden bei uns heimischen Milzkraut-Arten (Chrysosplenium alternifolium und Ch. oppositifolium) sowie die Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) mit ihren gelben Blüten, gemischt mit dem blauen Blüten der Bachbunge (Veronica beccabunga) und dem weißblühendem Bitteren Schaumkraut (Cardamine amara), einen farbenfrohen Blühaspekt.

Aber auch andere Arten tragen zur Ästhetik der Quellbäche bei. Hierzu gehört z.B. als recht selten gewordener Bewohner der Quelltäler der mit seinen silbrig-weiß leuchtenden Sprossen sehr auffällige Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia), unsere größte heimische Schachtelhalm-Art.

An den oft steilen Hängen der Kerbtäler bildet der Rippenfarn (Blechnum spicant) mit seinen dunkelgrün glänzenden Blattrosetten teilweise größere Bestände. Er ist auf eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit an seinem Standort angewiesen und zeigt daher eine starke Bevorzugung von Quelltälern.

Typische Faunen-Vertreter

Viele Tierarten sind an die nährstoffarmen und zumeist kälteren Gewässer angepaßt und lassen sich nur in derartigen Gewässern nachweisen.

Eine charakteristische Art der klaren und sauberen Quellbäche ist z.B. der Feuersalamander (Salamandra salamandra), der weithin durch seine gelben Streifen, die sich kräftig von seiner schwarzen Grundfarbe abheben, auffällt. Dieser setzt seine Larven in ruhige Bereiche des Baches ab, wo sie sich innerhalb weniger Monate zu jungen Salamandern entwickeln.

Typische Arten der Quellbäche sind aber auch Larven von Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Steinfliegen (Plecoptera) und Köcherfliegen (Trichoptera).

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Die Quelltäler sind häufig bis in die Talsohle hinein mit monotonen Fichtenforsten bestanden, deren Nadelstreu das Bachwasser versauert und so die empfindliche Lebensgemeinschaft des Quellbaches gefährdet. Durch die starke Beschattung und die Bedeckung des Bodens durch die saure, schwer zersetzliche Nadelstreu werden die typischen Pflanzen der Nassbereiche verdrängt.

Viele Quelltäler liegen heute mitten in der Agrarlandschaft, grenzen direkt an einen Acker an oder werden sogar von allen Seiten von Äckern umschlossen. Für gewöhnlich wird dann zudem noch bis direkt an die Hangkante bewirtschaftet, um auch noch den letzten Flächenrest auszunutzen. Dies bedeutet eine starke Gefährdung durch Einschwemmung oder Einwehung von Nährstoffen in den Quellbereich, was zu einer Verdrängung der standortgemäßen Pflanzenarten durch nitrophile Arten wie z.B. die Brennnessel und einer Veränderung der an nährstoffarmes Wasser angepassten Tierwelt des Quellbaches führen kann.

Zum Schutz der Flora und Fauna der Quellbäche und -täler sollten sowohl der Talboden als auch die Hangbereiche und die nähere Umgebung des Quelltales mit einem naturnahen, standortgemäßen Baumbestand bewachsen sein. Bei an Äcker angrenzenden Quelltälern sollte darauf verzichtet werden bis direkt an die Hangkante zu ackern, damit möglichst wenig Nährstoffe in den Talbereich gelangen.