Bruchwälder

Charakterisierung

Bruchwälder als natürliche Waldgesellschaften finden sich auf intakten Niedermoorböden mit hohem Grundwasserstand bei unterschiedlichen Nährstoffgehalten und pH-Werten. Diese Wälder sind insbesondere in den Wintermonaten überflutet, weisen aber auch im Sommer überstaute bzw. nasse Bereiche auf. Bei nicht zu sauren Bodenverhältnissen liegt gewöhnlich ein Erlen-Bruchwald vor. Im Kreis Gütersloh sind Erlen-Bruchwälder in guter Ausprägung leider nur noch an wenigen Stellen erhalten geblieben, z.B. im NSG "Erlenbruch und Schlosswiesen Rheda" und im NSG "Kipshagener Teiche“.

Typische Floren-Vertreter

Das Bild von Erlen-Bruchwäldern wird durch die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) bestimmt. Weitere Gehölzarten sind Moor-Birke (Betula pubescens) und Grau-Weide (Salix cinerea), im Unterwuchs stehen zudem häufig Schwarze und Rote Johannisbeere (Ribes nigrum und R. rubrum). Auffällig ist der Hopfen (Humulus lupulus), der Sträucher und Bäume mit seinen windenden Zweigen überzieht.

Die Krautschicht von Erlenbrüchen wird bestimmt durch charakteristische Arten wie Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) oder Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus). Hinzu kommen Arten wie Kleiner Baldrian (Valeriana dioica), Sumpf-Veilchen (Viola palustris) und Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara). Ein mit seinen großen Wedeln besonders imposantes floristisches Kleinod stellt der seltene Königsfarn (Osmunda regalis) dar. Teilweise finden sich auch Bestände der Hohen Schlüsselblume (Primula elatior) oder des Sumpf-Lappenfarns (Thelypteris palustris).

Aber auch Seggen gehören zum typischen Erscheinungsbild von Erlenbruchwäldern. So kommen neben der verbreiteten Sumpf-Segge (Carex acutiformis) auch gefährdete Arten wie Langährige Segge (Carex elongata) und Rispen-Segge (Carex paniculata), vereinzelt sogar die sehr seltene Wunder-Segge (Carex appropinquata) vor.

Typische Faunen-Vertreter

Ältere Erlenbrüche sind ein bevorzugter Lebensraum des gefährdeten Kleinspechtes (Dendrocopos minor), der seine Höhlen oft in abgestorbenen Bäumen anlegt. Umgefallene Bäume bieten mit ihren aufrecht stehenden Wurzeltellern dem Eisvogel (Alcedo atthis) gute Brutmöglichkeiten. Amphibien wie Grasfrosch (Rana temporaria) und Teichmolch (Triturus vulgaris) suchen zur Eiablage die unter Wasser stehenden Bruchwaldbereiche auf. Hinzu kommen Arten wie Teichhuhn (Gallinula chloropus) oder Sumpfmeise (Parus palustris).

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Früher in den Niederungen des Ostmünsterlandes verbreitet, sind intakte Erlen-Bruchwälder infolge von Entwässerung, Eutrophierung, intensiver forstwirtschaftlicher Nutzung oder Aufforstung mit standortfremden Gehölzen sehr selten geworden. Sie stehen daher generell unter Schutz. Dies ist auch zwingend erforderlich, um die Lebensgrundlagen der auf diese Standorte angewiesenen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten zu sichern. Daher sind Erlenbrüche unbedingt in ihrer jetzigen Ausdehnung zu erhalten und einer natürlichen Entwicklung zu überlassen bzw. naturnah zu bewirtschaften. Speziell sollte darauf geachtet werden, dass es zu keinen Entwässerungsmaßnahmen auf Bruchwaldstandorten kommt. Angesichts der Kleinflächigkeit der verbliebenen intakten Bruchwälder ist auch die Wiedervernässung von degenerierten Erlenbrüchen als dringende Maßnahme anzusehen.