Kalkmagerrasen

Charakterisierung

Kalk-Magerrasen finden sich vor allem an den Südhängen der Kalkzüge des Teutoburger Waldes. Voraussetzung zur Ausbildung dieser Biotope war die Rodung des natürlicherweise hier stehenden Kalk-Buchenwaldes. Die Rodungen wurden durchgeführt, um zum einen Ackerflächen, zum anderen Grünlandflächen zu schaffen. Aufgrund des flach anstehenden Gesteines an den Südhängen des Teutoburger Waldes war allerdings eine Ackernutzung oftmals nicht möglich und die Standorte eigneten sich aufgrund ihrer Nährstoffarmut auch nicht für eine Beweidung mit Rindern. Daher dienten sie als Weideflächen für die bezogen auf das Futter genügsameren Schafe und Ziegen.

Auf den durch die Rodung und Beweidung offengelegten basenreichen, aber nährstoffarmen Böden, die aufgrund ihrer Südhanglage und des fehlenden schattenspendenden Waldes sich relativ schnell erwärmen und austrocknen, konnten im Laufe der Zeit licht- und wärmeliebende Pflanzen einwandern, deren Heimat zum Teil in Südeuropa liegt. Vor allem die Wanderschafherden trugen zur Verbreitung solcher Arten bei, indem sie Pflanzensamen an den Schafhufen von einer Weidefläche zur anderen transportierten.

Gab es Anfang des 19. Jahrhunderts in unserer Region noch etliche großflächige Halbtrockenrasen, die durch die auch bei uns weit verbreiteten Wanderschafherden offengehalten wurden, sind diese Lebensgemeinschaften heute sehr selten geworden. Zumeist haben sich die einstigen Standorte nach Aufgabe der wirtschaftlich nicht mehr rentablen Schafbeweidung oder Mahd wieder bewaldet.

Typische Floren-Vertreter

Der Charakter als frühere Weidefläche wird auf vielen Halbtrockenrasen heute noch durch die hier befindliche Halbtrockenrasen-Gesellschaft, den Enzian-Zwenkenrasen, sichtbar. Für diese Gesellschaft typisch sind zum einen Arten, die Bitterstoffe enthalten, wie der Fransen-Enzian (Gentianella ciliata), der Deutsche Enzian (Gentianella germanica) und der Feld-Thymian (Thymus pulegioides), zum anderen stachel- bzw. dornenbewehrte Arten wie die Stengellose Kratzdistel (Cirsium acaule) und die Dornige Hauhechel (Ononis spinosa agg.). Alle diese Arten wurden von den Schafen gemieden und konnten sich daher auf den beweideten Halbtrockenrasen ausbreiten.

Hinzu kommen weitere optisch auffällige Arten wie Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria), Kleiner Odermennig (Agrimonia eupatoria) und Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), die im Hochsommer einen attraktiven Blühaspekt bilden. Andere Arten wie das Zittergras (Briza media) oder der Aufrechte Augentrost (Euphrasia stricta) offenbaren dagegen erst bei näherem Hinsehen ihre grazile Schönheit.

Typische Faunen-Vertreter

Durch den Blütenreichtum bedingt stellen Halbtrockenrasen für zahlreiche Schmetterlinge einen wichtigen Lebensraum dar. Hierzu gehören als seltenere und gleichzeitig attraktivste Arten Schwalbenschwanz (Papilio machaon), Kaisermantel (Argynnis paphia) und Schachbrettfalter (Melanargia galathea) sowie die beiden Blutströpfchen-Arten (Zygaena filipendulae und Z. trifolii), deren Name von den blutroten Flecken auf den ansonsten samtig-schwarzen Flügeln herrührt. Als häufigere Arten kommen u.a. Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), Brauner Waldvogel (Aphantopus hyperantus) und Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) hinzu. Aber auch wärmeliebende Heuschreckenarten wie der Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis) oder die als gefährdet eingestuften Arten Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius) und Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) sind auf die strukturreichen Halbtrockenrasen angewiesen.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Halbtrockenrasen gehören heute zu den stark gefährdeten Biotopen. Ursache hierfür ist zum einen die mangelnde Bewirtschaftung (Nutzungsaufgabe) auf vielen Flächen, durch die der Halbtrockenrasen allmählich verbuscht und sich auf Dauer bewaldet. Da es sich bei vielen Halbtrockenrasenarten um niedrigwüchsige und konkurrenzschwache Arten handelt, die auf trocken-warme und vor allem besonnte Standorte angewiesen sind, bedeutet eine Verbuschung den Verlust ihres Lebensraumes. Aber auch durch Aufdüngung sind viele Halbtrockenrasenflächen verloren gegangen, da die Magerwiesenarten in gut gedüngten, hochwüchsigeren Wiesen von kräftigeren, schnellwachsenden Pflanzen überwachsen und auf Dauer verdrängt werden. Weitere Ursachen für den Rückgang dieses artenreichen Lebensraumes sind Aufforstung der Flächen, eine zu intensive Beweidung oder auch Gesteinsabbau.

Daher ist es vor allem wichtig, die bestehenden Halbtrockenrasen durch eine regelmäßige extensive Bewirtschaftung, entweder durch eine in Hütehaltung betriebene Schafbeweidung oder eine Mahd, offenzuhalten. Bereits verbuschte Flächen sollten, wo dies noch sinnvoll ist, dringend von den aufgekommenen Gehölzen freigestellt werden. Ebenfalls ist auf Halbtrockenrasen jegliche Düngung zu untersagen.

Angesichts der extremen Kleinflächigkeit der verbliebenen intakten Halbtrockenrasen sollte zusätzlich an geeigneten Standorten versucht werden, Kalk-Magerrasen sich neu entwickeln zu lassen bzw. bestehende Halbtrockenrasenflächen, wo immer dies möglich ist, zu vergrößern.