Kalkäcker

Charakterisierung

Kalkäcker, die schon von weitem durch ihre weißen Kalksteinbrocken auffallen, finden sich im Bereich beider Kalkzüge des Teutoburger Waldes auf Standorten, die ehemals von Kalk-Buchenwäldern eingenommen wurden. Auf diesen kalkreichen, sich meist relativ schnell erwärmenden Böden konnte sich vor allem dort, wo nur eine dünne Bodenkrume über dem Kalkgestein vorhanden ist, eine an diese Boden- und gleichzeitig Bewirtschaftungsverhältnisse angepaßte artenreiche Ackerbegleitflora ausbilden.

Typische Floren-Vertreter

Kalkäcker weisen eine sehr artenreiche Ackerbegleitflora auf, die sich nur auf diesen Standorten findet. Hierzu gehören die windenartig aussehenden Tännelkraut-Arten (Kickxia elatine und K. spuria), aber auch aufgrund ihrer hübschen Blüten attraktive Arten wie der dunkelviolett blühende Echte Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris). Weitere Arten sind die weiß blühenden Wildkräuter Venuskamm (Scandix pecten-veneris) und Einjähriger Ziest (Stachys annua).

Hinzu kommen Ackerwildkräuter mit einer weiteren Standortamplitude, wie die Kleine Wolfsmilch (Euphorbia exigua), der mit auffällig roten Blüten ausgestattete Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) oder die Ackerröte (Sherardia arvensis), welche auch auf tiefgründigeren Lehmäckern vorkommen.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist der Lebensraum der Kalkackerflora sehr stark zurückgegangen. Aufgrund der geringmächtigen Bodenkrume und der durch die bis zur Oberfläche reichenden Kalksteine erschwerten Bewirtschaftung ist auf vielen der flachgründigen Standorte die Ackernutzung aufgegeben worden. Auf den meisten übrigen Flächen ist die typische Ackerbegleitflora durch die Intensivierung der Bewirtschaftung mit zunehmendem Dünger- und Herbizideinsatz sowie früherem Stoppelumbruch verdrängt worden. Beides führte zu einem starken Rückgang der im Teutoburger Wald vormals weit verbreiteten Kalkacker-Arten. So sind heute im Kreis Gütersloh nur noch wenige typische Kalkäcker mit für sie charakteristischen Pflanzenarten vorhanden und auch auf diesen ist meist nur noch ein rudimentäres Artenspektrum zu finden.

Als Schutzmaßnahme für die stark bedrohte Lebensgemeinschaft der Kalkäcker sollte im Idealfall eine extensive Ackernutzung mit spätem Stoppelumbruch auf den verbliebenen Kalkacker-Standorten erfolgen. Durch die Anlage von extensiv bewirtschafteten Ackerrandstreifen, z.B. im Rahmen von Ackerrandstreifenprogrammen, könnten zumindest Teilbereiche der Äcker wieder zum Lebensraum gefährdeter Wildkraut-Arten werden. In dieser Hinsicht sollte dringend das Gespräch mit den Bewirtschaftern gesucht werden. Die Samen vieler Arten der Kalkäcker können über viele Jahre im Boden überdauern und unter geeigneten Bedingungen auskeimen. Deshalb lohnt sich ein Versuch auch dort, wo aktuell keine der betreffenden Arten mehr zu beobachten sind.