Kleingewässer

Charakterisierung

Viele unserer heutigen Kleingewässer wurden von Menschen angelegt und als Feuerlöschteich, Fischteich, Rötekuhle oder Viehtränke genutzt. Seit den 1950er Jahren verschwanden viele dieser Gewässer, da sie nicht mehr gebraucht wurden. Sie wurden verfüllt oder in intensiv genutzte Fisch- oder Zierteiche umgewandelt. Da viele Tier- und Pflanzenarten auf naturnahe Kleingewässer angewiesen sind, wurden seit der landesweiten Kleingewässeraktion in den 80er Jahren zahlreiche Kleingewässer als Artenschutzgewässer neu angelegt.

Typische Floren-Vertreter

Insbesondere naturnahe Kleingewässer weisen durch ihre Vielzahl an Strukturelementen einen hohen Artenreichtum an Pflanzen und Tieren auf.

Zu den auffälligsten Wasserpflanzen gehören die Teich- bzw. Seerosen. Diese finden sich auf älteren, bereits im Verlanden befindlichen stehenden Gewässern. Kennzeichnend sind neben ihren auffälligen Schwimmblättern vor allem ihre großen Blüten, die diesen Teichen eine reizvolle Stimmung verleihen. Häufigste Arten sind die Weiße Seerose (Nymphaea alba) und die gelb blühende Teichrose (Nuphar lutea). Nur selten findet sich dagegen die ebenfalls gelb blühende Seekanne (Nymphoides peltata).

Auch die Blütenteppiche von Wasserhahnenfuß-Arten (Ranunculus aquatilis agg.) stellen eine optische Bereicherung dar, wenn sich im Sommer deren weiße Blüten über die Wasseroberfläche erheben. Oft finden sich hier auch Wasserlinsen wie Kleine Wasserlinse (Lemna minor) oder Dreifurchige Wasserlinse (Lemna trisulca), die von Wasservögeln in die Kleingewässer eingetragen werden.

Sind die Kleingewässer noch jüngeren Datums siedeln am Grund dieser zumeist noch nährstoffärmeren Gewässer Unterwasserpflanzen. Hierzu gehören u.a. Armleuchteralgen wie Chara vulgaris oder Laichkräuter wie das Zwerg-Laichkraut (Potamogeton pusillus). Diese Arten können zusammen mit anderen teils mächtige „Unterwasserwiesen“ ausbilden. Die im Uferbereich befindlichen Röhrichte leisten einen wichtigen Beitrag zum Uferschutz und zur Selbstreinigung der Gewässer. Häufigste Arten sind Schilf (Phragmites australis), Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima). Hinzu kommen Großseggen sowie eingestreut darin dekorativ blühende Arten wie Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Blutweiderich (Lythrum salicaria) und Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum).

Typische Faunen-Vertreter

Insbesondere extensiv genutzte und damit naturnahe Kleingewässer können eine reiche Fauna aufweisen. Hierzu gehören Insekten und Spinnen wie Wasserskorpion (Nepa cinerea), Wasserläufer (Gerris spec.), Wasserspinne (Argyroneta aquatica) genauso wie Amphibien-, Fisch- oder Vogelarten. Abhängig ist der Artenreichtum der Gewässer vor allem von seinen Vegetations-Strukturen. Dies beginnt bei Wasserlinsen-Beständen („Entengrütze“), die u.a. von Fischen und Wasservögeln gefressen werden.

Seerosengesellschaften sind dagegen nicht nur wichtiges Nahrungsgebiet, sondern auch Wohngebiet für Amphibien, Fische und zahlreiche Wirbellose. „Laich“kräuter dienen, wie der Name schon sagt, u.a. Fischen als Ablaichplatz und obendrein als Versteck für deren Jungtiere. Neben ihrer Funktion als Sauerstoffproduzent sind sie außerdem Nahrungsgrundlage und Lebensraum für Wirbellose, Amphibien und Vögeln. Typische Vogelarten der Kleingewässer sind Teichralle (Gallinula chloropus), Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), Reiherente (Aythya fuligula) und als häufigste Art die Stockente (Anas platyrhynchos).

Für die Eiablage werden Kleingewässer von Amphibien wie Erdkröte (Bufo bufo), Grasfrosch (Rana temporaria), dem bei uns schon fast ausgestorbenen Laubfrosch (Hyla arborea) oder dem Kamm- und Fadenmolch (Triturus cristatus, T. helveticus) aufgesucht. Das ganze Jahr am Gewässer verbringt der Teichfrosch (Rana esculenta). Als wohl auffälligste Gruppe der Insekten sind die Libellen mit vielen Arten und Individuen vertreten.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Viele Kleingewässer stellen heute durch zu intensive Fischzucht, Eutrophierung, zu steile Uferböschungen, Fehlen von Uferrandzonen, Einbringen von fremden Tier- und Pflanzenarten oder Umgestaltung zu Zierteichen nur noch artenarme Gewässer dar.

Ein weiteres Problem stellt der Rückgang vorhandener Kleingewässer dar, da viele aus unterschiedlichsten Gründen verfüllt wurden. Nicht mehr genutzte Gewässer laufen dagegen Gefahr, zu stark zu verbuschen, und gehen damit ebenfalls als Lebensraum für etliche Arten, wie z.B. den wärmeliebenden Laubfrosch, verloren. Aber auch durch die im Laufe der Jahre zunehmende Verschlammung und damit einhergehende Verlandung sind viele Kleingewässer gefährdet.

Wichtig ist es daher aus Naturschutzsicht, artenreiche Kleingewässer nicht nur zu erhalten, sondern vor allem auch auf Dauer zu pflegen, d.h. im Bedarfsfall zu entschlammen, aufgekommende Gehölze zu entfernen und gegebenenfalls den Uferbereich regelmäßig auszumähen. Des weiteren sollten dem Artenschutz dienende Kleingewässer keinen Fischbesatz erhalten, eventuell vorkommende Fische sind möglichst heraus zu fischen. Ferner sollten Zugangsmöglichkeiten zu artenreichen Gewässern wegen der mit Besuchern einhergehenden Störungen für Tiere, aber auch durch mögliches Müllaufkommen, z.B. durch eine Umzäunung abgesperrt werden.