Lage: südlich von Bielefeld-Senne
Größe: 102 ha mit „Kampeters Kolk“
Unterschutzstellung: Frühjahr 2014
In letzter Minute konnten 40 Hektar des Gebietes der Stiftung Rieselfelder Windel (http://www.rieselfelder-windel.de/) übertragen werden, die sich zum Ziel gesetzt hat, diesen einmaligen Lebensraum aus zweiter Hand zu retten.
Bei der Neugestaltung der Rieselfelder in den vergangenen Jahren wurden zusätzlich zu den beiden vorhandenen Teichen 19 neue Gewässer, 3 Aussichtstürme, eine barrierefreie Plattform und ein 5 km langer Rundweg angelegt.
Die Biologische Station Gütersloh / Bielefeld ist für die fachliche Betreuung sowie die Bewirtschaftung und Pflege des Gesamtgebietes zuständig.
Diese jahrelange Betreuung und die
Vorarbeiten haben sich nun gelohnt. Die Rieselfelder Windel sind im
Landschaftsplan Bielefeld-Senne seit Frühjahr 2014 nun offiziell als
Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zudem konnte die geschützte Fläche im Laufe der
Jahre mehr als verdoppelt werden. Die Stiftung Rieselfelder Windel bemühte sich
stetig um den Kauf oder die Pacht von Nachbarflächen. Dazu zählen die Teiche
bzw. Schilfflächen am Lohmannsweg, die Nordosterweiterung nördlich der
Reiherbachfurt (tlw. auch von Privatpersonen überlassen) und die (inzwischen
weitgehend von der Autobahn überbauten) Detereiteiche westlich der Postheide.
Zusätzlich erwarb die Stiftung für die Natur Ravensberg im Jahr 2013 größere
Grünlandbereiche um den Toppmannshof und schließlich konnte die Biostation auch
die Bewirtschaftung der A-33-Ausgleichsflächen östlich der Buschkampstraße
übernehmen. So besteht das Naturschutzgebiet Rieselfelder Windel nun aus über
100 ha Fläche, was ungefähr der maximalen früheren Größe der Windelschen
Rieselfelder entspricht.
Zusätzlich zum eigentlichen Ziel
der Stiftung, die für die Rieselfelder typischen Biotope wie Schilfbeete,
Gewässer und Feuchtgrünland zu erhalten, soll das NSG auch für
naturinteressierte Menschen erhalten bleiben. Zudem können Kinder und Jugendliche
hier die Natur kennenlernen und erfahren. So wird seit bereits 21 Jahren ein
jährlich aktualisiertes Programm angeboten, das von Schulklassen und
Kindergartengruppen gebucht werden kann.
Die Rieselfelder Windel
beherbergen viele interessante Biotoptypen mit reicher Flora und Fauna. So
findet man hier Magerstandorte in der Norderweiterung, wo der nährstoffreiche
Oberboden abgeschoben wurde. Auf dem Sandboden wachsen etliche Pflanzen, die an
gedüngten Standorten von raschwüchsigen stickstoffliebenden Arten verdrängt würden.
Diese Magerrasen sind aufgrund ihres Blütenreichtums auch für Insekten sehr
interessant und der lückige Bewuchs bietet Raum für Bodennester z.B. der
Einsiedlerbienen und –wespen sowie für die Jugendentwicklung von Heuschrecken.
An bemerkenswerten Pflanzenarten entdeckt man hier teilweise in sehr großer
Zahl den Großen Klappertopf, Hain-Augentrost, Wiesen-Margerite, Berg-Sandglöckchen,
Tausendgüldenkraut und Zittergras. In den feuchteren Senken
wachsen Breitblättriges Knabenkraut, Kuckucks-Lichtnelke
und Heil-Ziest. Weitere auffällig
blütenreiche Flächen bilden die Mähwiesen an der Niederheide und unterhalb des
Südturms. Hier findet man die wunderschön anzusehenden Wiesen-Flockenblumen, Wilde
Möhre, Wiesen-Witwenblumen, Ferkelkraut und Wiesenklee, welche insbesondere für viele Heuschrecken- und
Schmetterlingsarten einen attraktiven Lebensraum bilden. Auch bieten die in den
Rieselfeldern zahlreich vorkommenden Brennnessel- und Schilfbestände
reichhaltige Insektennahrung und Raumstrukturen für deckungsliebende Sumpf- und
Röhrichtvögel. Insgesamt findet man in den Rieselfeldern Windel mehr als 380
Gefäßpflanzenarten, davon 27 gefährdete Arten der Roten Liste NRW (2011) sowie
weitere 13 Arten der Vorwarnliste. |
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Zusätzlich zu den zahlreichen
Pflanzenarten, findet man in den nährstoffarmen Wiesen der Rieselfelder eine
oft seltene und gefährdete Pilzflora aus offenlandbewohnenden Saprophyten, die
abgestorbenes organisches Material zersetzen, aber auch aus Mykorrhiza-Pilzen,
die als Symbiosepartner auf Baumwurzeln angewiesen sind, wie sie die zahlreich
aufkeimenden Birken, Weiden und Erlen in den feuchten Randgebieten bieten. Ein
besonderer Fund in den Rieselfeldern (nur zwei Fundorte in NRW) ist der Blaugrüne Nabeling, ein bundesweit sehr seltener Pionierpilz. Insgesamt
wurden in den Rieselfeldern Windel bislang 160 Pilzarten nachgewiesen, davon
elf der Roten Liste NRW. |
Ebenfalls artenreich ist die
Tierwelt der Rieselfelder. So beherbergt das NSG über 70 Brutvogel- und doppelt
so viele Gastvogelarten, darunter die für Besucher so attraktiven Grau- und Silberreiher, Kormorane,
Hauben- und Zwergtaucher, Kiebitz, Grau-, Nil- und Kanadagans, Wasserhühner und zahlreiche
bunte Entenarten. Aber auch die versteckter lebenden Wasserrallen, Rohrsänger
und Rohrammern oder der Feldschwirl verraten sich den
Kundigeren. Attraktive Neuzugänge der letzten Jahre sind das Schwarzkehlchen und der Kuckuck. Auch nutzen Stock- und Reiherente, Teich- und Blässhuhn, Sumpf- und Teichrohrsänger,
Dorngrasmücke und Feldsperling die Rieselfelder als
Lebensraum. Die Zusammensetzung der rastenden Durchzügler hat sich in den
letzten Jahren mit der zunehmenden Begrünung der Blänken verändert. Während in
den ersten Jahren zunehmend Watvögel im Gebiet anzutreffen waren, dominieren
heute eher die Wasservögel. Auch sind die Rieselfelder immer für einige
Raritäten gut. Mit etwas Glück sieht man z.B. Fischadler, Gänsesäger, Kranich,
Rohrdommel, Tüpfelsumpfhuhn, Bergpieper
oder Raubwürger. |
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Vielfältig und artenreich ist
auch der Bestand der Insekten der Rieselfelder Windel. So beherbergt das NSG 30
Libellenarten, davon acht der Roten Liste und Vorwarnliste, 16
Heuschreckenarten mit sechs der Roten Liste und Vorwarnliste sowie zahlreiche
Schmetterlingsarten (29 Tagfalter, davon 6 der Roten Liste und Vorwarnliste, 89
Nachtfalter, davon 22 der Roten Liste und Vorwarnliste). Hierbei ist das größte
Kleinod unter den Heuschrecken die farbenprächtige und stark gefährdete Sumpfschrecke. Die auffälligste Libelle
der Rieselfelder ist die Feuerlibelle
welche 2008 erstmals im NSG aufgetreten ist. Die ursprünglich mediterrane Art
stellt eine attraktive Bereicherung unserer heimischen Libellenfauna dar. |
Dank der vielen neuen Gewässer sind auch die Amphibienbestände der Rieselfelder zahlreich und gut entwickelt. So kann man die Erdkröte, Gras- und Wasserfrösche, Teichmolche und den weniger häufigen Bergmolch entdecken. Ein besonderes Augenmerk gilt der Knoblauchkröte, welche nur noch sehr selten vertreten ist. |
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