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Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“
16.08.2023
Die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld ist ein Partner im EU-LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“. Das Schutzgebiet „Rietberger Emsniederung mit Steinhorster Becken“ ist eines von acht EU-Vogelschutzgebieten, die im Zentrum des Projektes stehen.
Allgemeine Informationen

 






Das von der EU über das Förderinstrument LIFE und vom Land NRW finanzierte Projekt dient der Sicherung von Lebensräumen wiesenbrütender Vogelarten, rastender Enten und Watvögel im Tiefland von NRW.



 Eckdaten des Projekts:

  • Projektträger: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV)
  • Projektpartner: zehn Biologische Stationen in NRW sowie die niederländische vogelkundliche Organisation SOVON
  • Laufzeit: Oktober 2020 bis Dezember 2027
  • Gesamtbudget: knapp 19 Mio. € (davon 11,4 Mio. € EU-Fördermittel; 7,5 Mio. € Land NRW)
  • Kulisse: acht EU-Vogelschutzgebiete im Tiefland von NRW, Gesamt-Maßnahmenfläche 15.000 Hektar
  • Zielarten: Brutvögel der (Feucht-)Wiesen wie Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Kiebitz, Bekassine, Löffelente, Knäkente und Wiesenpieper, Rastvögel der Feuchtwiesen wie Enten und Watvögel 

  • Maßnahmen: u.a. verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts, Etablierung extensiver landwirtschaftlicher Nutzung, Wiederherstellung des Offenlandcharakters, Maßnahmen zur Abwehr von Beutegreifern (Prädatoren)
  • Öffentlichkeitsarbeit, Besucherlenkung

Die Biologische Station Gütersloh / Bielefeld e.V. ist ein Projekt-Partner im LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“.


Wie ist der aktuelle Stand im Projektgebiet „Rietberger Emsniederung“?


Die Situation der Wiesenvögel in der Rietberger Emsniederung 2021 / 2022

Über die Brutsaison 2021 und 2022 sind die Bestände der Zielarten erfasst worden. Positive Entwicklungen zeigen der Kiebitz und der seltene Wiesenpieper. Leichte Rückgänge sind bei der Uferschnepfe und dem Großen Brachvogel festgestellt worden.




Bei den Wiesenlimikolen Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Kiebitz werden Daten zum Bruterfolg ermittelt. Hier zeigt sich ein gravierendes Problem: es gibt zu wenig Nachwuchs!

Schon seit vielen Jahren sorgt die Biologische Station dafür, dass im Schutzgebiet Nester nicht aus Versehen bei der Bewirtschaftung der Flächen zerstört werden. Diese Schutzmaßnahmen lassen sich aber noch erweitern.

Aus diesem Grund arbeiten wir seit 2021 mit Nestschutzzäunen. Entweder wird ein relativ kleiner Zaun um ein Nest herum aufgebaut (Gelegeschutz) oder eine größere Wiesenfläche vor der Brutsaison eingezäunt. Diese Zäune haben stromführende Litzen, die nachtaktive, räuberisch lebende Säugetiere abschrecken sollen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten Verluste von Gelegen während der Nacht passieren.



Ein Steinmarder hat ein Kiebitznest in der Wiese entdeckt und die Eier gefressen.


Im Jahr 2022 hat die Biologische Station eine Fläche von 8,5 Hektar eingezäunt. Ein Großer Brachvogel und ein Kiebitz brüteten innerhalb des Zaunes und beide Paare zogen erfolgreich ihre Jungen auf. Die 12 anderen Brachvogel-Paare im Schutzgebiet brüteten dagegen ohne Erfolg! Schlecht verlief auch die Brutsaison der Kiebitze, denn für die 28 Brutpaare im Schutzgebiet konnten lediglich 11 Jungvögel sicher nachgewiesen werden. Die 4 Uferschnepfen-Paare brüteten nicht im eingezäunten Bereich. Nur eines dieser Paare konnte erfolgreich 3 Jungvögel aufziehen.

Insgesamt gab es zu wenig Jungvögel, um auch in Zukunft den Bestand der Wiesenlimikolen im Schutzgebiet zu erhalten.



Großflächige Einzäunung mit einem Elektro-Litzenzaun 2022.




Einzäunung eines Brachvogel-Nestes auf einem Acker mit einem Gelegeschutzzaun im Jahr 2021.  Die Eier wurden ausgebrütet und die Küken wanderten aus dem Acker heraus in das angrenzende Grünland.


Im Rahmen des LIFE-Projektes sind Maßnahmen vorgesehen, die den Lebensraum der Wiesenvögel verbessern sollen. Dazu zählen u.a. die Anlage von flachen Senken, die im Frühjahr Wasser führen und die Abflachung von steilen Grabenrändern, um den Küken der Wiesenvögel ein Durchqueren der Gräben zu ermöglichen.

An manchen Stellen sind die offenen Wiesenflächen mit Sträuchern und Gehölzen zugewachsen und somit als Lebensraum für die Wiesenvögel verloren gegangen. Alle heimischen Wiesenvögel meiden die Nähe von größeren Gehölzbeständen. Dort könnten sich Räuber verstecken, die ihnen oder ihrem Nachwuchs gefährlich werden können. Auf Flächen in der Nähe des Gartenschau-Geländes sollen daher drei zugewachsene Teiche durch das Entfernen von Gehölzen wieder geöffnet werden und in das umliegende Grünland integriert werden. Für die Brutvögel und für Gastvögel, die auf dem Vogelzug in unseren Flächen rasten und Nahrung suchen, sollen Flachgewässer angelegt werden.



Junge Uferschnepfe und junger Kiebitz in der Rietberger Emsniederung im Jahr 2021.

Umsetzung von Maßnahmen 2022 / 2023
 
Mit der Umsetzung der ersten größeren Maßnahmen im Schutzgebiet konnte Ende 2022 / Anfang 2023 begonnen werden.
Die Entfernung von störenden Gehölzen führt zu größeren offenen Wiesenbereichen, die von den Wiesenvögeln bevorzugt besiedelt werden. Ein Effekt ist dabei die Reduzierung von Ansitzwarten und Versteckmöglichkeiten für mögliche Feinde (Rabenvögel, Greifvögel, Steinmarder, Hermelin, Fuchs, Waschbär). Die Küken der Wiesenvögel stellen für viele andere räuberisch lebende Tierarten eine attraktive Beute dar!




Entfernung eines Weidengebüsches zur Optimierung des Lebensraumes der Wiesenvögel.

Die Wiederherstellung eines Wiesenvogel-Lebensraumes steht auch im Mittelpunkt einer Maßnahme, die in der Nähe des Haupteinganges zur Landesgartenschau durchgeführt wird. Mit den Fördermitteln des LIFE-Projektes ist die Umgestaltung einer ehemaligen Fischteich-Anlage und die Schaffung von 2 bis 3 Flachgewässern (sogenannte Blänken) vorgesehen. Auch hierbei ist die Entfernung von Gebüschen und Sträuchern ein wesentlicher Teil der Maßnahmen. Am Ende soll eine neue Einzäunung die maroden alten Zäune ersetzen und langfristig eine Beweidung des Areals sichergestellt werden.
Die starken Niederschläge im Frühjahr 2023 hatten zur Folge, dass die Maßnahme noch nicht abgeschlossen werden konnte. So steht noch die Anlage der neuen Blänken und die Einzäunung des Geländes auf dem Programm.


Ein freigestellter Fischteich im Maßnahmengebiet.

Aufgrund der starken Niederschläge im Winter 2023 konnte nicht alle Arbeiten durchgeführt bzw. abgeschlossen werden. Eine Fortsetzung ist im Spätsommer bzw. Herbst 2023 vorgesehen.


Was ist im Jahr 2023 im Projektgebiet „Rietberger Emsniederung“ passiert?


Schutz der Wiesenvögel in der Rietberger Emsniederung im Jahr 2023

Im Frühjahr 2023 wurde erneut ein 8,3 ha großer Schutzzaun aufgebaut. Innerhalb des eingezäunten Bereiches siedelten sich ein Großer Brachvogel und 1 Wiesenpieper an.

Im Umfeld des großen Schutzzaunes wurden zudem 1 Brachvogel-Nest und 1 Uferschnepfen-Nest mit einem Gelegeschutzzaun (25 x 25 Meter) gesichert. Die drei Gelege der Wiesenlimikolen in den Zäunen sind alle geschlüpft und auch der Wiesenpieper konnte mit Futter für die Jungen beobachtet werden. 


Aufbau eines Gelege-Schutzzaunes (25 x 25 Meter) zur Sicherung eines Brachvogel-Nestes am 27.4.2023. Für diese Brutpaar konnte eine erfolgreiche Brut nachgewiesen werden.



Zwei Brachvogel-Küken auf der freigemähten Schneise des 1.200 Meter langen Elektro-Zaunes. Die Küken konnten den stromführenden Zaun problemlos queren.

Großer Brachvogel mit einem Küken im Grünland 2023. Rechts ein älterer Jungvogel vom 18.7.2023, der bereits fliegen kann.


Sehr schlecht war der Bruterfolg bei den Uferschnepfen, die keinen Jungvogel erfolgreich aufziehen konnten, und beim Kiebitz (<10 Jungvögel). Insgesamt 5 flügge Jungvögel wurden beim Großen Brachvogel gezählt.

Nest einer Uferschnepfe innerhalb eines Gelege-Schutzzaunes. Altvogel mit 2 Küken aus diesem Gelege, die aber nach wenigen Tagen vermutlich Opfer von Fressfeinden wurden.




Öffentlichkeitsarbeit 

Seit 2022 wurden 6 Veranstaltungen zum LIFE-Projekt über das Programm der Biologischen Station oder als Gruppenführung angeboten. An den Führungen zu unterschiedlichen Aspekten des „Wiesenvogelschutzes“ nahmen knapp 90 Personen teil: 

Dienstag, 12.4.2022, 18.00-20.00 Uhr
Fahrradexkursion
Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“ in Rietberg:        
Zu Besuch bei Brachvogel, Kiebitz und Uferschnepfe
(12 Personen)
 
Donnerstag, 21.04.2022, 16:30-19:30 Uhr
Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“ in Rietberg:
Wiesenvögel in der Emsniederung (Wanderung)
In Zusammenarbeit mit den Landfrauen Benteler
(12 Personen)
 
Montag, 2.5.2022, 18.00-20.00 Uhr
Naturkundliche Wanderung
Feuchtwiesenschutz und Klimawandel:
Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“ in Rietberg       
In Zusammenarbeit mit der Stadt Rietberg
(15 Personen)
 
Dienstag, 4.4.2023, 18.00-20.00 Uhr
Fahrradexkursion
Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“ in Rietberg:        
Zu Besuch bei Brachvogel, Kiebitz und Uferschnepfe
(13 Personen)
 
Dienstag, 2.5.2023, 18.00-20.00 Uhr
Naturkundliche Wanderung                      
Feuchtwiesenschutz und Klimawandel:
Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“ in Rietberg       
In Zusammenarbeit mit der Stadt Rietberg
(16 Personen)
 
Donnerstag, 25.5.2023, 18.00-21.00 Uhr
Naturkundliche Wanderung
Das LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“ in Rietberg:        
Rund um das Vogelschutzgebiet
(20 Personen)




Wanderung durch die Rietberger Emsniederung mit den Landfrauen Benteler im April 2022. Foto: G. Rüther-Stahn



Artikel in der Zeitung "Die Glocke" zur Wanderung durch das LIFE-Projektgebiet "Rietberger Emsniederung" am 25.5.2023.


Maßnahmen: Information und Planung

Im Zusammenhang mit dem Beginn der Maßnahmen auf der Fläche am Rand des Gartenschau-Parkes wurde 2023 eine Info-Tafel aufgestellt, die Erläuterungen über die Ziele der Maßnahmen bietet.


Die Info-Tafel informiert über die Maßnahmen zur Wiederherstellung eines Wiesenvogel-Lebensraumes auf einem Areal am Rand des Gartenschau-Parkes. Standort: An den Teichwiesen.


Planung von weiteren Maßnahmen

Aktuell werden Maßnahmen an einigen wasserführenden Gräben im Schutzgebiet geplant. Viele Gräben weisen steile Kanten auf, die für kleine Wiesenvogelküken ein gefährliches Hindernis sein können. Mehrfach schon sind z.B. Kiebitzküken aus tiefen Abzugsgräben entlang der Wege gerettet worden, die sie ohne Hilfe nicht mehr verlassen konnten. 

Was abseits der Wege in den Wiesenflächen passiert, entzieht sich meistens der Beobachtung. Zumindest die Gräben an öffentlichen Flächen, die sich im Besitz des Landes NRW, des Kreises Gütersloh oder der Stadt Rietberg befinden, sollen daher auf einer Länge von insgesamt über 3000 Metern umgestaltet werden.
 
Parallel dazu soll auch die noch ausstehende Anlage der Blänken (Flachgewässer) forciert werden. Vor dem Beginn dieser Maßnahme müssen aber noch einige Hürden überwunden werden (Genehmigung durch die Landwirtschaftskammer, Such nach Flächen für die Ablagerung des Bodens).



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