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Seltener Wasserdrache in Gütersloh – Schutzprojekt für den Kammmolch
11.01.2023
Bild: B. Thiesmeier
Der Kammmolch macht seinem landläufigen Namen als "Wasserdrachen" alle Ehre: Zur Fortpflanzungszeit tragen die Männchen einen beeindruckenden Rückenkamm, um den Weibchen zu imponieren. Die Biostation hat zur Förderung des gefährdeten, kleinen Drachens ein Artenschutzprojekt ins Leben gerufen.
Aktuelles aus dem Projekt
Artenschutzprojekt für den Kammmolch ist sehr erfolgreich verlaufen 06.12.2021
Mit dem Artenschutzprojekt für den Kammmolch haben wir über fünf Jahre bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Lesen Sie hier mehr zu dem Projekt, dass von 2017 bis 2021 von der Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück gefördert wurde! [...]
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Lebensraum für den Kammmolch - Biostation hat Gewässer optimiert 22.10.2021
Der Erhalt vom gefährdeten Kammmolch ist das Ziel des Schutzprojektes, das die Biostation seit 2017 im Altkreis Wiedenbrück durchführt. Wir setzen gezielt Maßnahmen um, damit die Amphibien geeignete Wasserlebensräume zur Fortpflanzung vorfinden. Gefördert wird dieses Engagement von der Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück. [...]
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Allgemeine Informationen


Das Artenschutzprojekt für den Kammmolch hat die Biologische Station von 2017 bis 2021 durchgeführt. Ansprechpartnerin: Conny Oberwelland       

Im Altkreis Wiedenbrück wurde das Projekt gefördert durch die 

Stiftung der Kreissparkasse 

Wiedenbrück

Im Norden des Kreises Gütersloh handelte es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Biologischen Station mit dem

Naturschutzbund NABU - 

Kreisverband Gütersloh e.V.













 

Der Kammmolch (Triturus cristatus) ist die größte heimische Molchart. Die Männchen haben eine Körperlänge bis zu 15 cm, die Weibchen sogar bis zu 18 cm. 

An Land sind die scheuen Tiere meist nachtaktiv, so dass die großen Molche weniger bekannt sind als ihre Salamanderverwandten, die Feuersalamander.

Doch weniger beeindruckend ist ihr Äußeres deshalb nicht: Die Männchen legen sich zur Fortpflanzungszeit einen hohen gezackten Rückenkamm, an den Flanken silbrige Punkte und am Schwanz breite silbrige Streifen zu.

Aufgrund dieser auffälligen Wassertracht wird er gemeinhin auch als „Wasserdrachen“ bezeichnet.


 
Der Kammmolch ist unter den Wassermolchen ein wahrer Riese (Bild: B. Thiesmeier).

Lebensraum

Der Kammmolch ist nicht eng an einen speziellen Biotoptyp angepasst und in diversen Gewässern der verschiedensten Naturräume zu finden. Er bewohnt die offene Landschaft ebenso, wie größere geschlossene Waldgebiete.

Etwa ein Drittel des Jahres verbringt der Kammmolch im Wasser – im Gegensatz zu anderen Molcharten, die weniger Zeit in Gewässern verbringen (Teich- und Bergmolch).

In milden Wintern wandert der Kammmolch bereits im Februar zu seinem Laichgewässer und verlässt dieses erst ab August (bis spätestens Oktober). Er benötigt größere, tiefere Gewässer mit einem strukturiertem Grund und einer reich verkrauteten Unterwasser- und Ufervergetation.


Als Winterquartier sucht der Wasserdrache verschiedenartige Verstecke auf, wie Holz- oder Steinhaufen, Wurzelbereiche von Bäumen, Kleinsäugerbaue, Komposthaufen, Teichdämme oder auch Keller.

Optimalerweise befinden sich diese in unmittelbarer Nähe des Laichgewässers in Laub- und Mischwäldern, Gebüschen, Hecken und Gärten. Bis zu  1000 Meter werden auf der Wanderung zurückgelegt. Manche Tiere überwintern auch im Bodenschlamm der Teiche.








Wichtig ist das Fehlen von räuberisch lebenden Fischen, die Amphibienlarven fressen. Das Südufer sollte möglichst niedrige Vegetation aufweisen, damit die Sonne das Wasser für den Kammmolch ausreichend erwärmt.




Holzstapel werden vom Kammmolch gern als Quartier zur Überwinterung angenommen.

Teichmolch

 
Bergmolch


Fortpflanzung

Die Balz und Paarung des kleinen Wasserdrachens finden von Mitte April bis Ende Mai statt. Das Weibchen legt daraufhin 200 bis 400 Eier an den Unterwasserpflanzen ab. Diese lassen sich aufgrund ihrer gelblichen Färbung und ihres großen Durchmessers gut von anderen Molcheiern unterscheiden. 

Die Entwicklungsdauer im Ei hängt stark von der Wassertemperatur ab – bei 10 °C sind es 30 Tage, während es bei 25 °C nur 5 Tage sein können. Die Entwicklung der Larven dauert 91 Tage, wobei die Molche dabei  54 verschiedene Stadien durchlaufen. 

Ab August verlassen die jungen Molche das Gewässer, um ihre Landlebensräume über Winter aufzusuchen.

Nahrung

Erwachsene Kammmolche ernähren sich räuberisch. Regenwürmer, Nacktschnecken, Froschlaich, Kaulquappen, Egel, Insekten und deren Larven werden in einem Stück heruntergeschlungen.

Zum Nahrungsspektrum des Kammmolches gehören auch kleinere Schwanzlurche, wie der Teichmolch oder der Bergmolch.

Die Molchlarven sind ebenfalls Räuber und fressen planktische Kleinkrebse (u.a. Wasserflöhe) und Insektenlarven.


Unterscheidungsmerkmale von Kammmolch, Bergmolch und Teichmolch!





 
Die Larven des Kammmolchs sind bei ihrer Umwandlung von der kiemenatmenden Larve zum lungenatmenden Molch 10,5 bis 11,5 cm lang (Bild: B. Thiesmeier).



Gefährdung

Eine Vielzahl an Amphibien - so auch der Kammmolch - werden auf ihrer Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer Opfer des Straßenverkehrs. Zudem führt die Trockenlegung von Kleingewässern zum Verlust von geeigneten Laichgewässern. Auch die zunehmende Intensivierung der Landnutzung mit dem höheren Eintrag von Düngemitteln und Schadstoffen macht dem Kammmolch zu schaffen. Die Umwandlung von Grünland in Ackerflächen sowie die allgemeine Intensivierung der Grünlandnutzung im Umfeld der Laichgewässer stellt eine starke Habitatverschlechterung dar.

Der kleine Wasserdrache ist nach der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) im Anhang II und IV geschützt. Im Bundesnaturschutzgesetzt wird der Kammmolch als „streng geschützt“ geführt. Der Kammmolch ist in Nordrhein-Westfalen die seltenste heimische Molchart und gilt hier als „gefährdet“. 

Verbreitung

Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Tiefland, im Bergland in Lagen über 400  Metern kommt der Kammmolch nicht vor.

Im Kreis Gütersloh sind ein paar wenige Vorkommen des seltenen Kammmolches bekannt.

Verbreitungskarte des Kammmolches im Kreis Gütersloh








Für den Fortbestand des Kammmolches ist die gezielte Umsetzung von Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung.



Das Schutzprojekt für den Kammmolch

Mit dem Projekt für den Kammmolch soll der seltene Molch in unserer Region gefördert werden. Ein Schwerpunkt der Projekttätigkeiten ist die Untersuchung von Gewässern zum Vorkommen des kleinen Wasserdrachens. Eine gute Datengrundlage zu der Verbreitung stellt die Voraussetzung für die gezielte Planung von Schutzmaßnahmen dar.

Die Erfassung der Amphibien erfolgt mit Hilfe von Wasserfallen. Wir haben diese sogenannten Reusen zusätzlich mit Schwimmkörpern aus Rohrverkleidungen versehen, damit sie nicht komplett unter Wasser abtauchen.
Die adulten Kammmolche würden in den Reusen sonst möglicherweise Atemnot bekommen, bzw. schlimmsten Falls sogar ersticken. 

Weiterhin haben wir die Öffnungen der Reusen mit Fangtrichtern aus abgeschnittenen Flaschenhälsen präpariert. Dadurch können die Tiere nur schwerlich aus den Fallen wieder entweichen.

Überdies werden Kontrolle mit Hilfe eines Keschers vorgenommen. Im Sommer eignet sich diese Fangmethode insbesondere für den Nachweis von Larven.



Die Reusen werden am Abend in den Uferbereich der Gewässer  gesetzt, da die Molche vorwiegend nachtaktiv sind und sich beim Umherschwimmen besser fangen lassen. Am Morgen werden die Fänge kontrolliert, dokumentiert und wieder ins Gewässer frei gelassen.



Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Artenschutzprojektes für den Kammmolch ist die Umsetzung von praktischen SchutzmaßnahmenMit der Sanierung von Artenschutzgewässern kann der Bestand des gefährdeten Molches und auch zahlreicher anderer Tiere seines Lebensraumes gefördert werden. 

Gewässer bedürfen einer regelmäßigen Pflege, damit sie über die Jahre nicht verlanden und zuwachsen.

Die Pflegemaßnahmen beinhalten die Freistellung von Gehölzen im Uferbereich. Durch Laubeinwurf ins Gewässer kommt es zu einer Nährstoffanreicherung auf Kosten der Wasserqualität.

Die zersetzten Blätter bilden im Laufe der Zeit eine zunehmend dicke Schlammschicht am Gewässergrund, wodurch eine Verlandung erfolgt.


Überdies wirkt sich die Beschattung der Wasserfläche durch Gehölze ungünstig auf die Entwicklung der Amphibienlarven aus.

Sonnige Warmwasserzonen beschleunigen die Entwicklung, so dass die Amphibien als kräftige Jungtie
re in die Winterphase gehen können.

Vielerorts beinhalten die Pflegemaßnahmen neben den Gehölzmaßnahmen die Entfernung der Schlammschicht mit Hilfe von Baggerarbeiten.




Aus der langjährigen Erfahrung mit Optimierungsmaßnahmen an Gewässern lässt sich feststellen, dass sanierte Teiche sehr schnell der Sukzession unterliegen und von einer Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten wieder besiedelt werden.

Die meisten Gewässer in Gebieten mit Kammmolch- und Laubfroschvorkommen werden nach der Umsetzung von Schutzmaßnahmen nach wenigen Jahren vom Laubfrosch und nachfolgend vom Kammmolch als Wasserlebensraum angenommen. 

Die zwei Amphibienarten, die beide vom Aussterben bedroht sind, können sich in geeigneten Wasserlebensräumen vergesellschaften und mit anderen Tier- und Pflanzenarten eine Biozönose (Lebensgemeinschaft) bilden.


Amphibien profitieren von der Umsetzung gezielter      Schutzmaßnahmen an Gewässern.

Der Erhalt sensibler Arten, wie Kammmolch und Laubfrosch, sind vielerorts davon sogar abhängig.


Aufruf an die Bevölkerung:

Die Biologische Station sammelt für eine möglichst genaue Kenntnis der Verbreitung von gefährdeten Tierarten sämtliche Daten. Bitte melden Sie uns Ihre Vorkommen vom Kammmolch (und Laubfrosch) - am besten mit Foto!


Zur Bestimmung "Ihrer" Molche können Sie unsere Liste der Unterscheidungsmerkmale der heimischen Molche zu Hilfe nehmen!


Die Biologische Station wird das erfolgsversprechende Engagement für die Amphibien fortführen: 

Im Frühjahr 2022 starten wir unser neues Artenschutzprojekt für den Laubfrosch im Altkreis Wiedenbrück. 

Von der Förderung des kleinen, beliebten Froschkönigs werden auch andere Tierarten seines Lebensraumes, wie der Kammmolch profitieren.


Das Schutzprojekt führen wir gemeinsam mit der Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück durch, die die Förderung von 2022 bis 2026 übernehmen wird.





Die nächsten 10 Tage - Veranstaltungen
Freitag, 22.03. von 16:00-18:00 Uhr: Rieselfelder-Rundgang
Samstag, 23.03. von 19:00-21:30 Uhr: Begegnung in der Dämmerung - Kröte, Frosch & Co.
Montag, 25.03. von 09:30-12:00 Uhr: Papierwerkstatt für Kinder: Papier ist kein Müll!
Dienstag, 26.03. von 09:30-12:00 Uhr: Wollwerkstatt für Kinder: Elfen und Trolle aus Märchenwolle
Dienstag, 26.03. von 13:30-16:00 Uhr: Experimentierwerkstatt für Kinder: Von Farbe, Licht und Schatten
Dienstag, 26.03. von 18:00-20:00 Uhr: Vogelwelt im Versmolder Bruch
Mittwoch, 27.03. von 09:30-12:00 Uhr: Naturwerkstatt für Kinder: Wilde Osterdeko für Tür und Fenster
Donnerstag, 28.03. von 09:30-12:00 Uhr: Färberwerkstatt für Kinder: Buntes aus der Natur
(Ausgebucht) Donnerstag, 28.03. von 13:30-16:00 Uhr: Holzwerkstatt für Kinder: Schnitzen und mehr
Kontakt
Anschrift
Biologische Station Gütersloh/Bielefeld
Niederheide 63,
33659 Bielefeld

Tel.: 05209 / 980101
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