Das Artenschutzprojekt für den Kammmolch hat die Biologische Station von 2017 bis 2021 durchgeführt. Ansprechpartnerin: Conny OberwellandIm Altkreis Wiedenbrück wurde das Projekt gefördert durch dieStiftung der KreissparkasseWiedenbrückIm Norden des Kreises Gütersloh handelte es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Biologischen Station mit demNaturschutzbund NABU -Kreisverband Gütersloh e.V. |
Der Kammmolch (Triturus cristatus) ist die größte heimische Molchart. Die Männchen haben eine Körperlänge bis zu 15 cm, die Weibchen sogar bis zu 18 cm. An Land sind die scheuen Tiere meist nachtaktiv, so dass die großen Molche weniger bekannt sind als ihre Salamanderverwandten, die Feuersalamander.
Doch weniger beeindruckend ist ihr Äußeres deshalb nicht: Die Männchen legen sich zur Fortpflanzungszeit einen hohen gezackten Rückenkamm, an den Flanken silbrige Punkte und am Schwanz breite silbrige Streifen zu. Aufgrund dieser auffälligen Wassertracht wird er gemeinhin auch als „Wasserdrachen“ bezeichnet. |
Der Kammmolch ist unter den Wassermolchen ein wahrer Riese (Bild: B. Thiesmeier). | ||||||
LebensraumDer Kammmolch ist nicht eng an einen speziellen Biotoptyp angepasst und in diversen Gewässern der verschiedensten Naturräume zu finden. Er bewohnt die offene Landschaft ebenso, wie größere geschlossene Waldgebiete. Etwa ein Drittel des Jahres verbringt der Kammmolch im Wasser – im Gegensatz zu anderen Molcharten, die weniger Zeit in Gewässern verbringen (Teich- und Bergmolch). In milden Wintern wandert der Kammmolch bereits im
Februar zu seinem Laichgewässer und verlässt dieses erst ab August (bis
spätestens Oktober). Er benötigt größere, tiefere Gewässer mit einem
strukturiertem Grund und einer reich verkrauteten Unterwasser- und
Ufervergetation. Als Winterquartier sucht der Wasserdrache verschiedenartige Verstecke auf, wie Holz- oder Steinhaufen, Wurzelbereiche von Bäumen, Kleinsäugerbaue, Komposthaufen, Teichdämme oder auch Keller. Optimalerweise befinden sich diese in unmittelbarer Nähe des Laichgewässers in Laub- und Mischwäldern, Gebüschen, Hecken und Gärten. Bis zu 1000 Meter werden auf der Wanderung zurückgelegt. Manche Tiere überwintern auch im Bodenschlamm der Teiche. |
Wichtig ist das Fehlen von räuberisch lebenden Fischen, die Amphibienlarven fressen. Das Südufer sollte möglichst niedrige Vegetation aufweisen, damit die Sonne das Wasser für den Kammmolch ausreichend erwärmt. Holzstapel werden vom Kammmolch gern als Quartier zur Überwinterung angenommen. |
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Teichmolch FortpflanzungDie Balz und Paarung des kleinen Wasserdrachens finden von Mitte April bis Ende Mai statt. Das Weibchen legt daraufhin 200 bis 400 Eier an den Unterwasserpflanzen ab. Diese lassen sich aufgrund ihrer gelblichen Färbung und ihres großen Durchmessers gut von anderen Molcheiern unterscheiden.Die Entwicklungsdauer im Ei hängt stark von der Wassertemperatur ab – bei 10 °C sind es 30 Tage, während es bei 25 °C nur 5 Tage sein können. Die Entwicklung der Larven dauert 91 Tage, wobei die Molche dabei 54 verschiedene Stadien durchlaufen. Ab August verlassen die jungen Molche das Gewässer, um
ihre Landlebensräume über Winter aufzusuchen. |
NahrungErwachsene Kammmolche ernähren sich räuberisch. Regenwürmer, Nacktschnecken, Froschlaich, Kaulquappen, Egel, Insekten und deren Larven werden in einem Stück heruntergeschlungen. Zum Nahrungsspektrum des Kammmolches gehören auch kleinere Schwanzlurche, wie der Teichmolch oder der Bergmolch. Die Molchlarven sind ebenfalls Räuber und fressen planktische Kleinkrebse (u.a. Wasserflöhe) und Insektenlarven. Unterscheidungsmerkmale von Kammmolch, Bergmolch und Teichmolch!Die Larven des Kammmolchs sind bei ihrer Umwandlung von der kiemenatmenden Larve zum lungenatmenden Molch 10,5 bis 11,5 cm lang (Bild: B. Thiesmeier). |
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GefährdungEine Vielzahl an Amphibien - so auch der Kammmolch - werden auf ihrer Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer Opfer des Straßenverkehrs. Zudem führt die Trockenlegung von Kleingewässern zum Verlust von geeigneten Laichgewässern. Auch die zunehmende Intensivierung der Landnutzung mit dem höheren Eintrag von Düngemitteln und Schadstoffen macht dem Kammmolch zu schaffen. Die Umwandlung von Grünland in Ackerflächen sowie die allgemeine Intensivierung der Grünlandnutzung im Umfeld der Laichgewässer stellt eine starke Habitatverschlechterung dar. Der kleine Wasserdrache ist nach der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) im Anhang II und IV geschützt. Im Bundesnaturschutzgesetzt wird der Kammmolch als „streng geschützt“ geführt. Der Kammmolch ist in Nordrhein-Westfalen die seltenste heimische Molchart und gilt hier als „gefährdet“. |
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VerbreitungDer Verbreitungsschwerpunkt liegt im
Tiefland, im Bergland in Lagen über 400 Metern kommt der Kammmolch nicht vor. Im Kreis Gütersloh sind ein paar wenige Vorkommen des seltenen Kammmolches bekannt. Verbreitungskarte des Kammmolches im Kreis Gütersloh | |
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Für den Fortbestand des Kammmolches ist die gezielte Umsetzung von Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung.Das Schutzprojekt für den KammmolchMit dem Projekt für den Kammmolch soll der seltene Molch in unserer Region gefördert werden. Ein Schwerpunkt der Projekttätigkeiten ist die Untersuchung von Gewässern zum Vorkommen des kleinen Wasserdrachens. Eine gute Datengrundlage zu der Verbreitung stellt die Voraussetzung für die gezielte Planung von Schutzmaßnahmen dar.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Artenschutzprojektes für den Kammmolch ist die Umsetzung von praktischen Schutzmaßnahmen. Mit der Sanierung von Artenschutzgewässern kann der Bestand des gefährdeten Molches und auch zahlreicher anderer Tiere seines Lebensraumes gefördert werden.
Aus der langjährigen Erfahrung mit Optimierungsmaßnahmen an Gewässern lässt sich feststellen, dass sanierte Teiche sehr schnell der Sukzession unterliegen und von einer Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten wieder besiedelt werden.Die meisten Gewässer in Gebieten mit Kammmolch- und Laubfroschvorkommen werden nach der Umsetzung von Schutzmaßnahmen nach wenigen Jahren vom Laubfrosch und nachfolgend vom Kammmolch als Wasserlebensraum angenommen.Die zwei Amphibienarten, die beide vom Aussterben bedroht sind, können sich in geeigneten Wasserlebensräumen vergesellschaften und mit anderen Tier- und Pflanzenarten eine Biozönose (Lebensgemeinschaft) bilden.
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