Die Amphibien gehören weltweit inzwischen zu den bedrohtesten Tiergattungen und sind von starken Bestandsrückgängen betroffen. Neben den Auswirkungen von neuen Verkehrswegen, der Trockenlegung vieler Kleingewässer und einer zunehmenden Intensivierung der Landbewirtschaftung, haben auch klimatische Veränderungen negativen Einfluss auf die Lebensbedingungen der Amphibien. Länger anhaltende Trockenperioden führen vielerorts zu einem Verlust von Wasserlebensräumen.
Auch der Kammmolch (Triturus cristatus) ist von dem gestiegenen Gefährdungspotential stark betroffen. Für NRW und auch für Deutschland wird er in den jeweiligen Roten Listen als „gefährdet“ eingestuft und ist laut Bundesnaturschutzgesetzt „streng geschützt“. Dank der Förderung der Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück hat die Biostation von 2017 bis 2021 ein Artenschutzprojekt für den kleinen Wasserdrachen im Altkreis Wiedenbrück durchgeführt. Gestartet ist das Projekt 2017 mit der Kenntnis von einem einzigen aktuellen Vorkommen vom Kammmolch im Altkreis Wiedenbrück. Mit Hilfe von umfassenden Untersuchungen zu weiteren Vorkommen des seltenen Molches haben wir die Datengrundlage aktualisiert und verbessert. Für die Erfassungen haben wir Wasserfallen, so genannte Reusen über Nacht in ausgewählte Gewässer gesetzt. Am Morgen wurden die Fänge kontrolliert, dokumentiert und wieder ins Gewässer frei gelassen. |
Mit seinem imposanten Rückenkamm wirbt das Kammmolch-Männchen zur Paarungszeit um das Weibchen. (Bild: B. Theismeier) Die Erfassung der Molche erfolgte mit Hilfe von Reusen. (Bild: C. Oberwelland) |
Während der Projektlaufzeit von 2017 bis 2021 hat die Biologische Station insgesamt 58 Teiche im Altkreis Wiedenbrück mit Hilfe von Reusen untersucht. Überdies haben wir auch in Gemeinden und Städten außerhalb des Altkreises auf das Vorkommen vom Kammmolch kontrolliert. Die Ergebnisse des Monitoring waren sehr positiv: Insgesamt ist uns ein Nachweis vom kleinen Wasserdrachen an 37 Gewässern im Kreis Gütersloh gelungen - davon sind 23 im Altkreis Wiedenbrück! Überdies liegt uns eine bestätigte Meldung von einem Vorkommen in der Stadt Gütersloh und ein Nachweis in Herzebrock-Clarholz durch ein Planungsbüro vor.
Angesichts des relativ hohen Gefährdungsstatus des Molches (s.o.) sind dies verhältnismäßig gute Ergebnisse und haben uns positiv überrascht.
Bei den Erfassungen war uns die Einbindung der Bevölkerung von großer Bedeutung. Aufgrund des Aufrufes, Vorkommen vom Kammmolch zu melden, hat die Biologische Station zahlreiche neue Hinweise bekommen, die sich vielerorts auch bestätigen ließen und somit die Datengrundlage erweitert haben. Es ist bemerkenswert, welcher Beliebtheit sich der gefährdete Molch in der Bevölkerung erfreut. |
Die Molche schwimmen bei der Nahrungssuche in die Reusen und können auf diese Weise nachgewiesen werden. (Bild: C. Oberwelland) Dieses Kammmolch-Weibchen wird nach seiner Erfassung wieder ins Gewässer freigelassen. (Bild: C. Oberwelland) |
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Projektarbeit ist überdies die Bestätigung der Bedeutung der Umsetzung gezielter Schutzmaßnahmen. Die Biologische Station hat zahlreiche Gewässer im Altkreis Wiedenbrück optimiert. Dabei wurde zumeist der Gehölzaufwuchs im Uferbereich zurückgeschnitten oder gar entfernt sowie die Schlammschicht auf der Gewässersohle mit Hilfe von Baggerarbeiten beseitigt. Aufgrund der natürlichen Sukzession entwickeln sich die Teiche relativ rasch zu artenreichen Biotopen. Die meisten optimierten Gewässer werden früher oder später von den sensiblen Amphibienarten Kammmolch und Laubfrosch angenommen und zur Reproduktion genutzt – vorausgesetzt, die Art kommt bereits im näheren Umfeld vor. Es konnte festgestellt werden, dass oftmals erst der Laubfrosch (Hyla arborea) und in den Folgejahren dann auch der Kammmolch sich ansiedelten. Sie bilden mit einer Vielzahl weiterer Tierarten eine Lebensgemeinschaft. Insgesamt konnte der Kammmolch an 10 Gewässern nachgewiesen werden, welche in den Jahren zuvor optimiert worden sind. Auch der Laubfrosch kommt dort zum Teil sehr zahlreich vor. | Zur Optimierung von Gewässern ist es zumeist auch notwendig, die Schlammschicht am Grund mit einem Bagger zu entfernen. (Bild: C. Oberwelland) Dieses Gewässer wurde 2016 ausgebaggert und von Gehölzen freigestellt. Heute wird es von Kammmolch und Laubfrosch als Laichgewässer genutzt. (Bild: C. Oberwelland) |
Die Biologische Station wird das erfolgsversprechende Engagement für die Amphibien fortführen: Im nächsten Frühjahr starten wir unser neues Artenschutzprojekt für den Laubfrosch im Altkreis Wiedenbrück. Von der Förderung des kleinen, beliebten Froschkönigs werden auch andere Tierarten seines Lebensraumes, wie der Kammmolch profitieren. Das Schutzprojekt führen wir gemeinsam mit der Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück durch, die die Förderung von 2022 bis 2026 übernehmen wird.Ansprechpartnerin: Conny Oberwelland |
Der Laubfrosch ist weitläufig auch als Wetterfrosch bekannt. (Bild: M. Aulbur) |
Siehe auch: Seltener Wasserdrache in Gütersloh – Schutzprojekt für den Kammmolch Lebensraum für d... Ergebnisse aus de... Optimierung eines... Optimierter Leben... Neues Artenschutz... |