Logo Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V.
 
 
 
 
 
Sie müssen JavaScript aktivieren, um diese Seite mit all ihren Features nutzen zu können.
Artenschutzprojekt für Reptilien im Kreis Gütersloh
20.03.2025
Bild: R. Campbell
Jeder kennt Reptilien als wahre Sonnenanbeter - insbesondere aus dem Urlaub im Süden. Bei uns sind die sympathischen Kriechtiere wesentlich seltener, dass wir sie kaum zu Gesicht bekommen. Dementsprechend rudimentär ist der Kenntnisstand zu Vorkommen gewesen, als wir mit dem Projekt gestartet sind..
Aktuelles aus dem Projekt
Reptilienvorkommen im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld 25.04.2025
Die Biologische Station hat von 2022 - 2024 umfangreiche Erfassungen im Rahmen des Artenschutzprojektes für Reptilien im Kreis Gütersloh durchgeführt. Unter Einbeziehung zahlreicher Meldungen, die überprüft wurden, sowie von Gutachten und Veröffentlichungen konnte die Datengrundlage zu Vorkommen von Reptilien aktualisiert und deutlich verbessert werden. Die Ergebnisse wurden in dem neuen Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend e.V. veröffentlicht. [...]
(mehr...)
Ergebnisse aus dem Reptilienschutzprojekt 2023 24.01.2024
Das Artenschutzprojekt für Reptilien wurde 2023 im zweiten Projektjahr fortgeführt. Dabei haben wir vornehmlich Untersuchungen zu den Vorkommen der Reptilien in ihren Lebensräumen durchgeführt. Mit der verbesserten Datengrundlage können die sympathischen Kriechtiere gezielter durch Schutzmaßnahmen gefördert und geschützt werden. [...]
(mehr...)
Allgemeine Informationen

Das 

Artenschutzprojekt für Reptilien 

ist im Frühjahr 2022 gestartet und wurde über drei Jahre von der

Stiftung für die Natur Ravensberg

gefördert. Projektgebiet: Kreis Gütersloh.

Ansprechpartnerin: Conny Oberwelland





Reptilien gelten als die "Kinder der Sonne", die zur Regulierung ihrer Körpertemperatur oftmals exponierte Sonnplätze aufsuchen. Wird es zu heiß, ziehen sich die Reptilien an Schattenplätze zurück. Ihre beschuppte Haut dient als Verdunstungsschutz, so dass sie relativ unabhängig vom Vorhandensein von Wasser leben.

Bei uns war der Kenntnisstand zum Vorkommen der Reptilien zu Beginn des Projektes relativ rudimentär, da die Daten zumeist nur auf Einzelfunde beruhten. Im Gegensatz zu den Amphibien, die sich häufig zur Fortpflanzung im zeitigen Frühjahr an Gewässern sammeln, kommen die Reptilien bei uns mit wesentlich dünneren Populationsdichten vor. Überdies ist die Erfassung deutlich zeitintensiver und aufwändiger.

Mit Ausnahmen vom Stadtgebiet Gütersloh, wo Thiesmeier et al. (2016) umfassende Untersuchungen durchgeführt haben, lagen für den Kreis Gütersloh vorwiegend einzelne und ältere Fundorte von Kriechtieren vor.

Die Biologische Station hat von 2022 bis 2024 Erfassungen durchgeführt, um die Datengrundlage zu aktualisieren und zu verbessern. Vorrangig wurden dabei das Vorkommen heimischer Arten untersucht:

Zauneidechse (Lacerta agilis)

Waldeidechse (Zootoca vivipara)

Blindschleiche (Anguis fragilis)

Meldungen der nicht heimischen 
Mauereidechse (Podarcis muralis)
wurden überprüft. 
In unserem Raum waren zudem die beiden heimischen Schlangenarten 
Ringelnatter (Natrix natrix) und Schlingnatter (Coronella austriaca) zu erwarten.




Zur Unterscheidung der verschiedenen Reptilienarten, die bei uns vorkommen,

nehmen Sie die Bestimmungshilfen von Burkhard Thiesmeier 

(Laurenti Verlag, Bielefeld) zur Hand!


Zauneidechse


Die Zauneidechse besiedelt vor allem
Lebensräume, die durch den Menschen
geprägt sind. Dazu zählen u. a. Bahndämme,
Wegränder, Böschungen, Halbtrocken- und
Trockenrasen, Materialentnahmestellen, extensiv
genutztes Grünland, Dünen- und Heidegebiete.
Wichtig sind vor allem abgestufte Vegetationsübergänge, geeignete Versteckmöglichkeiten zum Schutz vor Fressfeinden sowie Sonnplätze, wie Steine, Totholz oder freie Bodenstellen. Für die Eiablage bevorzugen die Zauneidechsen sandige Böden, die sich schnell erwärmen.

Vorkommen im Kreis Gütersloh

Die Zauneidechse besiedelt zahlreiche Stellen an der DB-Strecke von Bielefeld nach Hamm und auch Bereiche der stillgelegten TWE-Bahnstrecke in Gütersloh und Harsewinkel. 
Die Populationsdichten variieren in Abhängigkeit der Besonnung und der Qualität der angrenzenden
Lebensräume. 

Weitere Vorkommen gibt es in Naturschutzgebieten, die günstige Lebensraumbedingungen bieten. Es handelt sich beispielsweise um Gebiete mit Binnendünen und Heideflächen.


Die Zauneidechse wird in der Roten Liste von NRW (Schlüpmann et al. 2011) als „stark gefährdet“ geführt und ist in Europa laut Flora Fauna Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) eine streng geschützte Art.


Heideflächen, wie diese in Bielefeld-Senne, werden gern von Zauneidechsen besiedelt.
(Bild: C. Quirini-Jürgens)


Am Bahnhof in Avenwedde bieten Steinhaufen, Totholz, lückig bewachsene Erdwälle, Bereiche mit fehlender bis hin zu dichterer Vegetation einen weiten Temperaturgradienten für die Eidechsen.
(Bild: C. Oberwelland)






Das Zauneidechsen-Männchen macht während der Paarungszeit mit seiner auffälligen Grünfärbung auf sich aufmerksam.
(Bild: B. Thiesmeier)

Das Zauneidechsen-Weibchen ist kontrastreich, doch weniger farbenfroh gefärbt.
(Bild: T. Bierbaum)


Gut zu wissen:

Zauneidechsen produzieren Abwehrstoffe gegen Borreliose. Werden sie von Zecken mit dem Erreger befallen, so wird die Zecke borreliosefrei und die Infektionskette ist unterbrochen.

Zauneidechsen gehören zu der Familie der Echten Eidechsen (Lacertidae), Gattung Lacerta.





Die Jungtiere besitzen eine bräunliche Färbung mit oftmals dunkel umrandeten, weißen Flecken auf dem Rücken und den Flanken.                           (Bild: C. Oberwelland)



Waldeidechse


Die Waldeidechse hingegen ist aufgrund ihrer klimatischen Anpassung an die nördlichen Breiten lebendgebärend. Die Jungen sind vom ersten Tag an nach ihrer Geburt auf sich allein gestellt.

Die Waldeidechse besiedelt u.a. auch gern Bahnanlagen, Steinbrüche, Heidestandorte, MooreSandgruben und Dünen sowie Wald- und Wegränder. Zur Erhöhung ihrer Körpertemperatur sucht die Waldeidechse warme Steine und Totholz als Sonnplätze auf.

Sie bevorzugen etwas feuchtere Habitate als die Zauneidechse.

Vorkommen im Kreis Gütersloh

Die Waldeidechse hat im kompletten Kreis
Vorkommen, zumeist sind es eher sehr kleine und kleinere Populationen, die oftmals auf Zufallsbeobachtungen zurückgehen.
 
Ein Lebensraum, den die Eidechse im
Kreis besiedelt, sind offene Flächen am und
im Teutoburger Wald, wie Magerrasenbereiche, ein Kalksteinbrüche oder auch die Wacholderheide-Fläche am Hermannsweg in Steinhagen-Amshausen.

Zudem wurden kleinere Populationen auf Flächen mit extensiv genutztem Grünland erfasst.
Weitere Vorkommen gibt es an Bahnstrecken, wie beispielsweise der TWE-Strecke in Gütersloh, Harsewinkel, Versmold und Verl. Auch der Lebensraum Moor wird von der Waldeidechse angenommen.


Laut Roter Liste von NRW (Schlüpmann et al. 2011) ist die Waldeidechse ungefährdet und wird in der Vorwarnliste geführt.





Die Waldeidechse wird maximal 18 cm lang und ist im Vergleich zu der Zauneidechse zierlicher.
(Bild: B. Walter)


Gut zu wissen:

Die Waldeidechsen gehört zu der Familie der Echten Eidechsen (Lacertidae) und zählt als einzige Art zu der Gattung Zootoca.





Das NSG Hühnermoor ist Lebensraum einer größeren Waldeidechsen-Population.
(Bild: I. Jürgens)


Mauereidechse


Die Mauereidechse ist ein typischer Kulturfolger, der in Weinbergen, an Gebäuden, sowie an Bahn- und Straßenböschungen vorkommt.

Doch insgesamt ist ihr Biotopspektrum sehr breit. Flächen, die nach Südosten oder Südwesten exponiert sind, werden von ihr bevorzugt.

Und wie ihr Name schon sagt: Oftmals ist sie an Mauern anzutreffen, deren Hohlräume ihr Schutz gegen starke Hitze und Kälte bieten und als Versteck dienen.
Auf den warmen Steinen kann sie ihren Organismus beim Sonnenbaden auf „Betriebstemperatur“ bringen, um sich auf die Jagd nach Insekten und Spinnen zu begeben.


Diese Trockenmauer aus Findlingen stellt einen attraktiven Lebensraum für die wärmeliebenden Mauereidechsen dar. (Bild: T. Bierbaum)

Vorkommen im Kreis Gütersloh

Das älteste Vorkommen der Mauereidechse im Kreis Gütersloh befindet sich in
Schloss Holte-Stukenbrock am Bahnhof der
DB-Bahnstrecke Bielefeld-Quelle Richtung
Paderborn. Es geht auf entflohene Tiere aus
Terrarien zurück. 

Die seit 1964 bekannte
Population wurde auf 300 bis 500 Individuen
geschätzt (Schulte et al. 2011). Es handelt sich
um Tiere der Unterart Podarcis muralis brongniardii, die in Westdeutschland (Rheinland
etc.), der Westschweiz und Frankreich verbreitet
ist (Schulte et al. 2008).

Mauereidechse in Schloss Holte-Stukenbrock     (Bild: C. Oberwelland)


Der Bahnhof in Schloss Holte Stukenbrock ist seit vielen Jahren von einer größeren Mauereidechsen-Population besiedelt.
(Bild: C. Oberwelland)


Mauereidechse in Isselhorst (Bild: C. Oberwelland)

Im Frühjahr 2022 konnte eine Meldung der Mauereidechse in Gütersloh-Isselhorst bestätigt werden. 

Es handelt sich um eine kleine Population in zwei Gärten mit Trockenbiotopen aus Steinen und Sand.

Die Bestimmung der Unterart erfolgte durch den Reptilien-Experten Dr. U. Schulte: Podarcis muralis maculiventris-Ost (Venetienlinie). 

Die Tiere dieser Linie stammen von der östlichen Poebene und Venetien sowie angrenzend Istrien ab (Schulte et al. 2011).                                           

Mauereidechsen-Paar am NSG Blömkeberg in Bielefeld. (Bild: C. Quirini-Jürgens)


Ein weiteres Vorkommen der Mauereidechse befindet sich an der stillgelegten TWE-Bahnstrecke Gütersloh - Verl. 

Es handelt es sich vermutlich um
die Unterart Podarcis muralis brongniardii, bzw.
Podarcis muralis maculiventris-West

Während P. m. brongniardii ihr natürliches Verbreitungsgebiet in Westdeutschland (Rheinland
etc.), in der Westschweiz und Frankreich hat,  ist P. m. maculiventris-West im westlichen Oberitalien, in den Südalpen und im Inntal heimisch (Schulte et al., 2011).

Eine sehr große Population der Unterart P. m. maculiventris-West besteht in Bielefeld im Naturschutzgebiet Blömkeberg und im Botanischen Garten seit 1996.


Gut zu wissen:

Für unsere Region wird die Mauereidechse in der Roten Liste (Schlüpmann et al. 2011) als „(lokal) etablierte Bestände entstanden aus ausgesetzten Tieren“ geführt.

Die nicht-heimische Mauereidechse ist zwar nicht als invasive Art definiert, kann jedoch als Konkurrent die heimische Zauneidechse und Waldeidechse verdrängen und wird daher nicht durch gezielte Maßnahmen gefördert.

Auch die Mauereidechse gehört zu den Echten Eidechsen (Lacertidae), Gattung Podarcis.



Blindschleiche


Die Blindschleiche ist die häufigste Reptilienart
bei uns, was auch auf ihre breit gefassten Lebensraumansprüchen zurückzuführen ist. 
Zu finden ist sie beispielsweise in Waldgebieten, auf Wiesen, Brachen und Heideflächen, an Wegrändern und Bahndämmen, in Parks und an
Hecken. Oftmals wird die Blindschleiche zum
Verkehrsopfer, wobei sie auch von Zweirädern
überfahren werden kann.

Vorkommen im Kreis Gütersloh

Viele Vorkommen, die uns bekannt sind,
gehen auf Einzelfunde und auf Meldungen
aus der Bevölkerung zurück. Die Vorkommen
und auch die Dichte der Blindschleichen-
Populationen ist stark an geeignete Lebensräume
gekoppelt. So bietet insbesondere der Teutoburger Wald mit seinen offenen Bereichen, wie der Wacholderheidefläche in Steinhagen und seinen Randbereichen attraktive Bedingungen für die Schleichen.

Der Biologischen Station sind kleinere bis
größere Populationen auch aus Naturschutzgebieten, die sie betreut, bekannt.

Eine recht hohe Anzahl an Daten liegen zudem aus dem Stadtgebiet Gütersloh vor, u. a. weil dieses im Rahmen der Untersuchung von Thiesmeier et al. (2016) umfassend untersucht wurde. 

Es ist anzunehmen, dass zahlreiche Vorkommen isoliert sind, da vielerorts Vernetzungsstrukturen fehlen. Blindschleichen nutzen häufig dieselben Lebensräume wie andere Reptilien, wie beispielsweise die Waldeidechse.

Das NSG Gartnischberg in Halle ist für das Vorkommen der Blindschleiche bekannt.
(Bild: C. Quirini-Jürgens) 






Blindschleichen werden bis zu 57,5 cm lang. Die meisten erwachsenen Tiere erreichen aber eher eine Länge von 40 bis 45 cm.                            (Bild: C. Oberwelland)






Gut zu wissen:

Die Blindschleiche gehört nicht zu den Schlangen, sondern zu der Familie der Schleichen (Anguidae). 

Diese haben im Gegensatz zu den Schlangen bewegliche, verschließbare Augenlider. Sie bewegen sich langsamer und weniger agil als Schlangen.


Der Biss einer Blindschleiche ist  im Gegensatz zum Biss einiger Schlangen nicht giftig.

Die Blindschleiche kann zwar nur eingeschränkt sehen, ist aber nicht blind! Ihr Name wird vielmehr darauf zurückgeführt, dass ihr Körper blendend und glänzend ist.

Sie gehört genau wie die Waldeidechse zu den lebendgebärenden Reptilien, die keine Eier ablegen.



Laut Roter Liste von NRW (Schlüpmann et al. 2011) ist die Blindschleiche ungefährdet und wird in der Vorwarnliste geführt.

Aufruf an Radfahrer: 

Blindschleichen halten sich oftmals auch auf den Wegen auf. 

Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die Tiere und umfahren Sie diese! 


Ringelnatter


Die Ringelnatter ist auf langsam fließenden
Gewässer als auch an Stillgewässern, in
Sümpfen und Feuchtwiesen als Nahrungshabitat
angewiesen. Sie ernährt sich vorwiegend von Amphibien,
Strukturreiche Biotope wie Gewässer mit Schilfgürteln, Gräben mit Altgras und Hecken sind besonders attraktiv für die Schlangen. 
Wie alle Reptilien benötigen sie geschützte Sonnplätze und trockene Winterquartiere.

Zur Eiablage suchen die Weibchen Standorte
auf, die durch Verrottung organischer
Materialien eine gewisse Eigenwärme produzieren, wie beispielsweise Schilf-, Mist- oder Komposthaufen sowie vermodernde Baumstümpfe.


Vorkommen im Kreis Gütersloh

Für den Kreis sind vereinzelte Nachweise der Ringelnatter bekannt. Eine Meldung liegt aus dem Jahr 2017 für Gütersloh-Spexard in unmittelbarer Nähe des Ölbaches vor. 

Im Jahr 2024 erfolgte ein weiterer Nachweis – ein
Verkehrsopfer in Schloss Holte-Stukenbrock
wiederum in der Nähe des Ölbaches.

Grundsätzlich ist nicht auszuschließen,
dass die Ringelnatter-Funde auf ausgesetzte,
verschleppte oder aus Haltung entwichener
Tiere zurückzuführen sind. Ein natürliches
Vorkommen wäre für unsere Region, wie
beispielsweise am Ölbach durchaus denkbar.



Gut zu wissen
:

Mit ihrem Gift kann die Ringelnatter kleinere Beutetiere lähmen. Für uns Menschen ist sie vollkommen ungefährlich.



In der Roten Liste von NRW (Schlüpmann et al. 2011) wird die Ringelnatter als stark gefährdet eingestuft.






Die Ringelnatter lebt oftmals in der Nähe des Menschen und ist nach altem Volksglauben ein Glücksbringer - sie soll kleine Kinder bewachen und Haus und Vieh schützen. (Bild: B. Walter)





Bemerkenswert war zudem ein Totfund einer Ringelnatter in Bielefeld-Sennestadt 2023. 

Ein direkter Zusammenhang zu dem Totfund im Jahr 2024 in Schloss Holte-Stukenbrock ist – abgesehen v
on dem großen zeitlichen Abstand - eher unwahrscheinlich, da zwischen den Fundorten keine offensichtlichen Verbindungsstrukturen, wie z. B. ein Bachlauf bestehen.



Totfund einer Ringelnatter aus Bielefeld-Sennestadt 2023 (im gefrorenen Zustand). 
(Bild: C. Oberwelland)


Schlingnatter


Das Vorkommen der Schlingnatter ist für den Kreis Gütersloh nicht bekannt, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
 
Ein natürliches Vorkommen könnte in Gebieten vermutet werden, wo die Schlange trockenwarme und kleinräumig strukturreich gegliederte Lebensräume und individuenreiche Reptilien-Vorkommen als Beute vorfindet. 

Der Wechsel aus offenen Bereichen und Gehölzen sowie Steine oder Totholz als Sonnplätze und Tagesverstecke sind für die Schlingnatter besonders attraktiv.


In der Roten Liste von NRW (Schlüpmann et al. 2011) wird die Schlingnatter als stark gefährdet eingestuft.







Gut zu wissen:

Schlingnattern zählen zu den ungiftigen Nattern und sind für den Menschen ungefährlich.

Sie ist mit 60 bis 70 cm Länge nur etwa halb so groß wie die Ringelnatter. Sie ist unsere kleinste heimische Schlangenart.



Die Nahrung der Schlingnattern besteht aus anderen Reptilien, meist Eidechsen und Blindschleichen, sowie Kleinsäugern und in Einzelfällen auch Amphibien.
Seltener werden Nester mit Eiern oder Jungvögeln geplündert.

Schildkröten


Im Kreis Gütersloh sind zahlreiche Gewässer von Schildkröten - Schmuckschildkröten (Trachemys scripta ssp.) und Europäische Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) - besiedelt.


Es ist anzunehmen, dass es sich um illegal ausgesetzte Tiere aus Privathaltung handelt.








Schildkröten sind bei uns gebietsfremd (allochthon) und stellen ein Problem für die Artenvielfalt an unseren Gewässern dar. Als Allesfresser vertilgen sie Laich heimischer Amphibien sowie Insektenlarven.  

Angesichts dessen, dass die Tiere ein hohes
Alter (je nach Art 40 bis 75 Jahre) erreichen
können und sehr anpassungsfähig sind, kann
ihr Vorkommen lokal ein dauerhaftes Problem
darstellen.


Gefährdung der Reptilien

Die Zerstörung von Lebensräumen und Kleinstrukturen in der Landschaft stellt ein großes Problem für die Reptilien dar. Dazu zählen die Kultivierung von Brachland, die Umwandlung von Grünland in Acker, der Verlust von Randstreifen und Böschungen, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder auch die zunehmende Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege und die Versiegelung durch den Siedlungsbau.

Überdies kann das Vorkommen einer hohen Anzahl natürlicher Feinde zu einer Gefährdung beitragen. Reptilien gehören zum Beutespektrum von Greifvögeln, Rabenvögeln, Eulen, Fasanen, Amseln, Wildschweinen, Waschbären, Mardern, Füchsen, Igeln, Ratten, Hauskatzen,… 

Die Eidechsen werden überdies von Schlangen, z.B. der Schlingnatter gefressen, während Blindschleichen-Jungtiere wiederum Eidechsen zum Opfer fallen können.


Schutzmaßnahmen

Als mögliche Pflege-Maßnahmen sind die Entfernung von Gehölzaufwuchs, die schonende Mahd und das Abtragen von Oberboden zu nennen. 

Förder-Maßnahmen sind z.B. die Einrichtung von Pufferzonen aus Gras und Hochstauden sowie Sträuchern im Randbereich von Weiden oder Ackerflächen.

An sonnigen Stellen können Wurzelstock-Sandhaufen (aus Wurzeln, grobem Totholz und Sand) errichtet werden. Sie stellen ideale Versteck-, Sonnen- und Eiablageplätze für Zauneidechsen dar.

Auch Holzstrukturen, wie Benjeshecken und Totholzhaufen, werden von Reptilien gern aufgesucht. Wichtig ist, die Strukturen offen zu halten, also von Vegetation regelmäßig freizustellen.


Steil gewachsene Waldränder sollten zurückgestuft und mit Altgras- und Hochstaudensäumen aufgewertet werden (möglichst 5 - 10 Meter breit).

Überdies können Buchten in die Waldränder geschlagen werden, um den Reptilien möglichst viele Sonnenplätze zu bieten.
Nach der Maßnahme werden die Waldränder alle vier bis sechs Jahre aufgelichtet und Teilbereiche der aufkommenden Vegetation im Spätherbst oder Winter gemäht.


Ziel ist die Schaffung eines strukturreichen Mosaiks mit unterschiedlichen Vegetationshöhen.





Kleinwüchsige, dornige Sträucher sollten gefördert werden.

Nach dem Fällen von Einzelbäumen sollten die Baumstümpfe idealerweise noch über die umliegende Vegetation hinausragen, um den Platz zum Sonnen für die Reptilien zu erhalten.


Neue Lebensräume werden möglichst im Bereich derselben Meta-Population umgesetzt oder zumindest mit anderen Beständen derselben Art vernetzt. 
(Meta-Populationen sind Gruppen von Teilpopulationen, die über Genaustausch miteinander interagieren)




Diese Wiesen-Schlüsselblumen-Fläche im NSG Gartnischberg in Halle bedarf einer extensiven, schonenden Bewirtschaftung. Sie bietet der Blindschleiche einen attraktiven Lebensraum.
(Bild: C. Quirini-Jürgens)


Mit Hilfe der Anlage von Steinhaufen mit Wurzelstöcken kann die Zauneidechse gefördert werden. (Bild: H. Meinig)


Abgestufte Waldrandstrukturen mit Buchten bieten den Reptilien Plätze mit unterschiedlichen Sonneneinstrahlungen.                                      (Bild: M. Glatfeld)


Quellen

Schlüpmann, M.; Mutz, T.; Kronshage, A.; Geiger, A. & Hachtel, M. unter Mitarbeit des Arbeitskreises Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalen (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Kriechtiere und Lurche - Reptilia et Amphibia - in Nordrhein-Westfalen. In: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung. - LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 159-222.

Schulte, U., B. Thiesmeier, W. Mayer & S. Schweiger (2008): Allochthone Vorkommen der Mauereidechse (Podarcis muralis) in Deutschland. Zeitschrift für Feldherpetologie 15: 139-156.


Schulte, U., Bidinger, K., Deichsel, G., Hochkirch, A. Thiesmeier, B. & Veith, M. (2011): Verbreitung,
geografische Herkunft und naturschutzrechtliche Aspekte allochthoner Vorkommen der Mauereidechse (Podarcis muralis) in Deutschland. Zeitschrift für Feldherpetologie 18: 161–180.

Thiesmeier, B., Albrecht, J. & U. Schulte (2016): Reptilien in Gütersloh.- Feldherpetologisches Magazin 5: 29-38.




Kontakt
Anschrift
Biologische Station Gütersloh/Bielefeld
Niederheide 63,
33659 Bielefeld

Tel.: 05209 / 980101

E-Mail
info(at)biostationgt-bi.de