Erfassung des Steinkauzes im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld
Foto: M. Aulbur
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Steckbrief "Steinkauz"
Mit nur 21 bis 23 cm Körpergröße gehört der Steinkauz zu den kleinen Vertretern unter den Eulen. Der häufige Waldkauz erreicht fast die doppelte Größe. Der Name Steinkauz geht auf seinen ursprünglichen Lebensraum in felsigen Steppenregionen und Halbwüsten im südöstlichen Europa zurück, wo die Art in Felsnischen und Ruinen brütet. In der aktuellen "Roten Liste der gefährdeten Vogelarten Nordrhein-Westfalens" wird der Steinkauz in der Kategorie "gefährdet" eingestuft.
Weitergehende Informationen zum Lebensraum desSteinkauzes, zu Gefährdungsursachen und Hilfsmaßnahmen finden Sie hier
Die Bestandssituation des Steinkauzes in Nordrhein-Westfalen
In der aktuellen Roten Liste für NW 2016 wird der Steinkauz weiterhin als "gefährdet" eingestuft und mit dem Zusatz S = „von Naturschutzmaßnahmen abhängig“. Als Risikofaktoren werden genannt (Grüneberg et al. 2017):
„Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, Rückgang der Viehaltung und Beuteorganismen sowie Siedlungserweiterung und Straßenbau vermindern das Habitatangebot. Lokal fallen Naturschutzmaß-nahmen bzw. –aktivitäten (z.B. Nistkastenbetreuung) weg.“
Gegenüber den Ergebnissen der ADEBAR-Kartierung 2005 bis 2009 musste aktuell aufgrund von lokalen Abnahmen die Bewertung des Kurzzeittrends geändert werden. Statt einer deutlichen Zunahme (>+20%) wird nun von einem stabilen bis fluktuierenden Trend (+/- 20%) ausgegangen. Die Auswertung einer landesweiten Umfrage zur Situation des Steinkauzes in NRW für die Jahre 2010 bis 2016 durch S. Franke (NABU) ergab für 2016 einen Bestand von etwa 5.000 Paaren, was deutlich unter der Angabe aus dem NRW-Atlas (5200 bis 5700 Paare) liegt. Die aktuellen Zahlen wurden 2018 in der Zeitschrift „Naturschutz in NRW“ durch S. Franke und M. Jöbges vorgestellt.
Erfassung des Steinkauzes im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld 2017
Im Jahr 2017 konnten insgesamt 250 Steinkauzreviere festgestellt werden. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen im Kreis Gütersloh, wo allein 244 Reviere gezählt wurden. Gegenüber der letzten Kartierung wurde eine Zunahme um 13 Reviere festgestellt. Obwohl die Zahl von 6 Revieren in Bielefeld dagegen kaum ins Gewicht fällt ist bemerkenswert, dass erstmals ein positiver Trend im Bielefelder Stadtgebiet festzustellen ist. Jahrelang sind jeweils nur 2 bis 3 Brutpaare bekannt gewesen. Die aktuelle Zunahme hat auch eine leichte Ausdehnung des besiedelten Gebietes zur Folge, auch wenn weiterhin nur der Süden von Bielefeld besiedelt wird.
Zunahmen konnten im Kreis Gütersloh in 5 von insgesamt 13 Gemeinden festgestellt werden, wobei besonders Rietberg und die Stadt Gütersloh hervorzuheben sind. In diesen beiden Gemeinden sowie in Harsewinkel und Verl wurden neue Höchstwerte erreicht. Alle anderen Kommunen zeigten entweder leichte Rückgänge oder weitgehend konstante Brutpaarzahlen.
Aus der Abbildung ist zu erkennen, dass mit Ausnahme des Jahres 2011 eine stetige Zunahme des Bestandes beobachtet wurde. Der leichte Rückgang zwischen 2008 und 2011 ging vermutlich auf die kälteren und schneereichen Winter 2009/2010 und 2010/2011 zurück.
In den 6 Gemeinden Rietberg, Langenberg, Rheda-Wiedenbrück, Gütersloh, Verl und Herzebrock-Clarholz im Südteil des Kreises Gütersloh leben 213 der 250 Paare des Steinkauzes. Die Karte zeigt die Abnahme der Siedlungsdichte von Süden nach Norden, Nordosten und Nordwesten hin.
Aufgrund der Zunahme der Reviere in Harsewinkel wirkt das Verbreitungsbild heute geschlossener als vor einigen Jahren. Früher gab es große Lücken z.B. zwischen Versmold und Herzebrock-Clarholz. Allerdings stagnieren die Vorkommen in Versmold und Borgholzhausen, da einzelnen Neubesiedlungen auch verlassene Reviere gegenüberstehen. Die erfreulichen Zunahmen in der Stadt Gütersloh resultieren aus Neubesiedlungen im Süden und Südosten des Stadtgebietes. Der Norden konnte dagegen nicht vom positiven Trend profitieren. Gleiches gilt für die Kommunen am Teutoburger Wald, die auf einem niedrigen Niveau hinsichtlich der Revierzahlen geblieben sind (Werther, Halle, Steinhagen).
Siedlungsdichte (Reviere pro
Quadratkilometer) des Steinkauzes in den Städten und Gemeinden des Kreises
Gütersloh und in der Stadt Bielefeld im Jahr 2017
Der Steinkauz zeigt innerhalb der letzten 20 Jahre eine erfreuliche Entwicklung mit weiterhin ansteigenden Revierzahlen. Das erscheint angesichts der auch bei uns wirkenden negativen Faktoren wie z.B. Intensivierung der Nutzungen, Rückgang der Zahl der Höfe mit Tierhaltung, Rückgänge bei Großinsekten, Landschaftsverbrauch durch Siedlungen, Gewerbe und Straßenbau etwas überraschend. Die relativ kleinen Reviere des Steinkauzes könnten hier zum Tragen kommen, da er offenbar mit einigen wenigen geeigneten Flächen oft im direkten Umfeld der Höfe noch zurechtkommt. Er ist als Kulturfolger eng mit den menschlichen Siedlungen verbunden. So zeigte sich in Niedersachsen, dass 82% der Reviere an Nistkästen und 14% der Reviere an Gebäude gebunden waren (Brandt et al. 2012). Viele der Nisthilfen werden zudem traditionell im Umfeld der Gehöfte angebracht, so dass hier eine starke Abhängigkeit besteht. Profitieren dürfte er von der zunehmenden Zahl von Pferdehaltungen, die oftmals auch nach Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung noch verbleiben oder als neue Nutzung in Erscheinung treten. Pferdehaltung ist in der Regel verbunden mit kurzrasigen, oft wenig oder gar nicht gedüngten Weiden, die geeignete Nahrungsflächen für den Steinkauz darstellen.
Keine Ausbreitung ist bislang im Ravensberger Hügelland nördlich des Teutoburger Waldes festzustellen. Lediglich ein Reviernachweis ist aktuell aus Werther bekannt. Der Steinkauz hat z.B. nachweislich früher im Raum Bielefeld-Babenhausen gebrütet (Laske et al. 1991). In vielen Bereichen im Norden Bielefelds sind schon seit längerem Nisthilfen vorhanden, die aber bislang noch nicht besiedelt wurden.
Literaturhinweise
Brandt, T., H. Buschmanns & S. Zukowski (2012): Zur Situation des Steinkauzes Athene noctua in Niedersachsen – Ergebnisse einer landesweiten Erfassung in den Jahren 2008 und 2009. – Vogelkundl. Ber. Niedersachsen 43 (2012): 1-14.
Grüneberg, C., S.R. Sudmann sowie J. Weiss, M. Jöbges, H. König, V. Laske, M. Schmitz & A. Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. NWO und LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster.
Laske, V., Nottmeyer-Linden, K. & K. Conrads (1991): Die Vögel Bielefelds. Ilex-Bücher Natur 2.
Grüneberg, C., S.R. Sudmann, F. Herhaus, P. herkenrath, M. M. Jöbges, H. König, K. Nottmeyer, K. Schidelko, M. Schmitz, W. Schubert, D. Stiels & J. Weiss (2017) Rote Liste der Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens, 6. Fassung, Stand: Juni 2016. – Charadrius 52 (1-2), 2016 (2017): 1-66.
Püchel-Wieling, F. und B. Walter (2003): Verbreitung und Bestand des Steinkauzes (Athene noctua) im Kreis Gütersloh und der Stadt Bielefeld. Ber. Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 43 (2003): 367-383.
Siehe auch: Wiesenvogelkartierung Erfassung des Ste... Ergebnisse von de... Wiesenvogelkartie... Wiesenvogelkartie... Wiesenvogelkartie... |