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Wiesenvogelkartierung 2018
11.12.2019

Erhebungen der Arten in den Betreuungsgebieten der Biologischen Station fließen in die Wiesenvogelkartierung mit ein. Die Kartierarbeiten außerhalb dieser Gebiete wurden wieder von Mitarbeitern der ehrenamtlichen Arbeitsgruppe durchgeführt. Die Koordination der Kartierung lag bei der Biologischen Station. Allen Beteiligten sei an dieser Stelle für ihren Beitrag zur Wiesenvogelkartierung 2018 herzlich gedankt.

Der Kreis Gütersloh und die Bezirksregierung Detmold unterstützten die Arbeit finanziell.



Brutbestände des Großen Brachvogels, der Uferschnepfe und der Bekassine im Kreis Gütersloh und der Stadt Bielefeld

Großer Brachvogel

Beim Großen Brachvogel wurde im Kreis Gütersloh mit nur 50 Revierpaaren der niedrigste Wert seit Beginn der Wiesenvogelzählungen festgestellt. Der Rückgang des Bestandes geht in erster Linie darauf zurück, dass viele Reviere außerhalb der Schutzgebiete aufgegeben wurden. Eine „Neubesiedlung“ fand 2017 im NSG „Am Merschgraben“ statt. Dort brütete 2017 und 2018 jeweils ein Paar. Ein Großteil der Population brütet in den drei großen Feuchtwiesengebieten „Rietberger Emsniederung“, „Versmolder Bruch“ und in den „Feuchtwiesen Hörste“.

In den beiden bekannten Brutrevieren in Bielefeld in Ummeln und in Holtkamp (NSG Schunkenteich) wurden keine brutverdächtigen Großen Brachvögel festgestellt. Allerdings brütete im Jahr 2018 ein Paar erfolgreich in einem Flächenkomplex in Bielefeld-Hollen. Dort befinden sich mehrere Vertragsnaturschutz- und Ausgleichsflächen, die für den Brachvogel mittlerweile ein attraktives Brutgebiet darstellen. Neben extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen gibt es auch eine über den Vertragsnaturschutz finanzierte Schwarzbrache auf einem Ackerstandort, die vom Brachvogel und Kiebitzen genutzt wurde.

Im Vergleich mit den älteren Erfassungen von Kipp (1985) aus dem Jahr 1984 (83 Reviere) und der Zählung 1990 mit 81-85 Revieren (Nzo 1990) müssen wir für den Großen Brachvogel von einem langfristig negativen Trend sprechen. Insgesamt sind etwa 40% der Brutpopulation verschwunden. Von den 50 bekannten Gebieten mit Vorkommen des Großen Brachvogels im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld sind aktuell nur noch 13 Gebiete (26%) besetzt. Bereits im Wiesenvogelbericht 2009 haben wir auf das Verschwinden des Großen Brachvogels aus der „Normallandschaft“ hingewiesen. Sehr viele Gebiete sind heute verwaist und aufgrund deutlicher Lebensraumveränderungen aktuell nicht mehr als Brutgebiet geeignet. Die Intensivierung der Nutzung ist in der „Normallandschaft“ nicht zu übersehen. Auch in den Schutzgebieten ist dieser Trend bemerkbar, aber hier nimmt wegen der extensiven Nutzung der Flächen in öffentlichem Besitz (Landes-, Kreis- und Gemeindeflächen) und der Vertragsflächen die Qualität des Lebensraumes nicht so stark ab.

Bekannte Brachvogel-Brutgebiete im Kreis Gütersloh und der Stadt Bielefeld seit den 1980er Jahren und Verbreitung der Revierpaare 2018. Die weißen Gebiete waren 2018 nicht besetzt

In der Tabelle sind die Bestände der drei Wiesenvogel-Arten in den Städten und Gemeinden im Jahr 2018 und die Gesamtsummen für 2015 und 2009 aufgeführt. Die höchsten Brutpaarzahlen weisen Versmold  und Halle im Nordkreis und Rietberg im Süden des Kreisgebietes auf. In diesen Regionen wurden auch die größten Feuchtwiesenschutzgebiete ausgewiesen.

      
Städte und Gemeinden                           
        Großer Brachvogel   Uferschnepfe 
Bekassine    
Bielefeld     1
-
-
Borgholzhausen
-
-
-
Gütersloh
6
-
-
Halle
7
-
-
Harsewinkel
-
-
-
Herzebrock-Clarholz
-
-
-
Langenberg
-
-
-
Rheda-Wiedenbrück
1
-
-
Rietberg
20
5 + 1 Männchen
-
Schloß Holte-Stukenbrock
-
-
-
Steinhagen
4
-
-
Versmold
9
-
-
Verl
3
-
-
Werther
-
-
-
Summe Jahr 2018
51
5+1 M
0
Summe Jahr 2015
59
6 0
Summe Jahr 2009
70
12
1


Uferschnepfe

Keine Trendwende ist bei der Uferschnepfe zu erkennen. Die Art steht kurz vor dem Aussterben im Kreis GT, auch wenn im Jahr 2017 eine Zunahme auf 8 Paare Anlass zur Hoffnung gab. In diesem Jahr konnten nur 5 Paare und 1 Männchen nachgewiesen werden.

Die „Rietberger Emsniederung“ ist das aktuell des letzte Brutgebiet der Uferschnepfe im Kreis Gütersloh. Aus eigenen Beobachtungen, Literaturangaben oder historischen Quellen sind insgesamt 8 Gebiets-bereiche bekannt, in denen ein oder mehrere Paare der Uferschnepfe gebrütet haben. Davon liegen 5 Gebiete innerhalb der heutigen Feuchtwiesengebiete (Rietberger Emsniederung, Grasmeerwiesen, Große Wiese, Versmolder Bruch). Im Raum Verl sind zudem das Gebiet Niediks Mühle und Im Vien bekannt sowie ein Gebiet in Lintel im Grenzbereich von Rheda-Wiedenbrück und Rietberg. Im Jahr 1993 brüteten noch 17% des Kreisbestandes in nicht geschützten Gebieten.

Die Zahl der Brutpaare ist um 75% zurückgegangen und es zeigt sich ein negativer Trend auch beim Bruterfolg, was sich in der Zukunft derart niederschlagen wird, dass keine neuen Brutvögel mehr nach-kommen sobald die älteren Vögel gestorben sind. Ungeklärt ist, ob es eine Zuwanderung aus anderen Uferschnepfenpopulationen gibt. Angesichts der insgesamt zurückgehenden Brutbestände in den benach-barten Bundesländern und in den Niederlanden erscheint dieses Szenario eher unwahrscheinlich. Zudem handelt es sich bei dem Vorkommen im Kreis Gütersloh um eine räumlich isolierte Population, die weit entfernt von den Hauptvorkommen im westlichen Münsterland (Steinfurt, Borken) und am Niederrhein liegt. Lediglich im Bereich des Füchtorfer Moores (Kreis Warendorf) unweit der Grenze zu Versmold brüten noch 4-5 Paare der Uferschnepfe.

Für das Jahr 1975 wird für NRW ein Bestand von 730 Paaren angenommen. Bei der Erstellung der neuen Roten Liste wurde von einem Brutbestand von nur noch 150 Uferschnepfenpaaren im Jahr 2015 ausgegangen.


Ehemalige und aktuelle Brutgebiete der Uferschnepfe im Kreis Gütersloh

Bekassine

Seit dem Jahr 2010 gilt die Bekassine im Kreis Gütersloh als ausgestorben. In Bielefeld brütete die Art zuletzt 1995 in den Rieselfeldern Windel.

Als Durchzügler kann die Bekassine in einigen Feuchtwiesengebieten regelmäßig auf dem Frühjahrs-durchzug beobachtet werden. Im Jahr 2018 z.B. in den Gebieten Am Lichtebach, Feuchtwiesen Hörste, Feuchtwiesen Ströhen, Rietberger Emsniederung und Versmolder Bruch. Leider hat es in den letzten Jahren keine Wiederbesiedlungsversuche mehr gegeben wie zuletzt in den Grasmeerwiesen (2004 bis 2006) und im NSG Schellenwiese im Jahr 2004. Nennenswerte Bestände gibt es in NRW nur noch in (renaturierten) Moorgebieten, so dass die im Grünland brütenden Bekassinen praktisch ausgestorben sind.

Ehemalige Brutgebiete der Bekassine im Kreis Gütersloh und in Bielefeld

 

Literaturhinweise

AG WIESENVOGELSCHUTZ (2000): Brutbestände von Bekassine, Uferschnepfe, Großem Brachvogel und Rotschenkel 1999 in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 361: 201-211.

KIPP, M. (1985): Bestandsentwicklung des Großen Brachvogels (Numenius arquata) in West-falen. Charadrius 21: 101-113.

NATURSCHUTZ-ZENTRUM OSTWESTFALEN e.V. (NZO) (1991): Wiesenvogelkartierung im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld unter besonderer Berücksichtigung der Feuchtwiesenschutzgebiete, Abschlußbericht 1991.

PÜCHEL-WIELING, F., B. WALTER, N. ANTHES, B. BECKERS, C. SUDFELDT & S.R. SUDMANN (2002): Brutbestände von Bekassine, Uferschnepfe, Großer Brachvogel und Rotschenkel 2000 in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 38: 219-231.

PÜCHEL-WIELING, F., B. WALTER, B. BECKERS, D. IKEMEYER, S.R. SUDMANN, R. TÜLLINGHOFF & J. WAHL (2005): Brutbestände von Bekassine, Uferschnepfe, Großer Brachvogel und Rotschenkel 2001-2003 in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 41: 191-208.

 


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